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Im Verlauf des Sommers verschlimmerte sich der Zustand allmählich, Dyspnoe
trat auf, der heftige Husten nahm ihn oft die Nachtruhe und zwang ihm bisweilen
zum lAufrechtsitzen im Bette. Dabei vermehrten sich auch die Seitenstiche, die
stärker L., doch auch R. auftraten.
Bei seiner Aufnahme ins Spital im October 71 war Bat. denn auch sichtlich
magerer geworden, fieberte aber nur mässig, der Harn frei von Eiweis. Herzchoc
gerade unter dem proc. xiph. Die rechte Lungenspitze zeigt unbestimmtes Athem-
Geräusch mit Rhonchis und leichtem Knacken, die Expiration hauchend, am Hilus
stärkeres Knacken. R. H. U. neben etwas unbestimmtem Athmen Reibegeräusch.
L. zwischen der 2ten und 8ten C. leerer Schall, die Grenze nach R. verläuft schräg
nach R., bis sie die 6te C. in der Mamillarlinie trifft. Das Körpergewicht: 126
Pfund; die Vitalcapacität war auf 1100 Ccm. gesunken. Obwohl nun die Ver
drängungserscheinungen, auch die allgemeinen Störungen noch nicht dringend zur
Operation mahnten, so machte doch die Erkrankung der R. Lunge, die Spitzencatarrhe
und das Reibegeräusch ein rasches Vorgehen noth wendig. Die Operation wurde
mit einem 4 Millim. dicken Trokar mit Schafdarmverschluss im 7ten Interc., nachdem
vorher die Haut verschoben und incidirt war, etwas nach aussen von der lin.
mamill. ausgeführt: 1360 Ccm. von 1027 spec. Gew. und der schon beschriebenen
sanguinolenten, Cholesterinreichen Flüssigkeit wurden entleert. Dadurch war das
Gebiet des leeren Schalls bedeutend verkleinert, das Zwerchfell wieder in die Höhe,
das Herz fast an seinen normalen Platz gerückt. Während der nächsten Tage
verschwand das Pleura-Reiben R., doch traten hohes Fieber und Husten-Anfälle
auf; man hörte nun in der L. Spitze Rhonchi, ebenso H. R. Am 17. X. trat nach
einem heftigem Hustenanfall Pneumothorax auf, möglicherweise durch einen Lungen
riss, doch würde dann wahrscheinlich auch von dem Exsudat ausgehustet worden
sein. Da dies fehlte, so wurde an eine Entwicklung des Gases aus dem Exsudat
gedacht. Das Fieber nahm ab, Schüttelfrost trat nicht ein, doch bewirkte die Ver
drängung der Organe hochgradige Dyspnoe, sodass man zur Wiederholung der
Punction gezwungen war. Man entleerte 1200 Ccm. von 1022 spec. G., stark
übelriechend, reich an Blutkörperchen und Cholesterin, daneben Eiterkörperchen.
Pat. fühlte sich etwas erleichtert, das Fieber erreichte meist nur 39 0 und fiel
Morgens auf 37 bis 38. Die Rhonchi in der R. Spitze und an der Wurzel nahmen
allmählich einen consonirenden Charakter an. Mehrmals täglich wiederholten sich die
Hustenanfälle und förderten fast 200 Ccm. zähen schaumigen Auswurfs zu Tage.
Der Appetit nimmt ab, beim Essen vermehrter Husten und Erbrechen. Die Kräfte
schwinden rasch; am 31. X. starke Dyspnoe, Aphcvnie, Puls klein; am 1. XI. er
folgte der Tod.
Die Section ergab R. adhäsive tuberculöse Pleuritis, in der R. Spitze eine
kleine Caverne, Peribromchitis und Tuberkel. Zwerchfell L. bis zur X. Rippe
herabgedrängt. L. Lunge vollkommen comprimirt und zurückgezogen. In den
obersten Theilen einige Miliartuberkel. L. Pleurahöhle von dicker schmutzig dunkler