Auf den Eingriff erfolgte keine nennenswerthe Reaction. Nachdem am anderen Tage
das Bourdonnet entfernt war, floss aller Urin durch die Wunde ab. Es gelang nun einen starken
elastischen Katheter mit kurzer Mercier’scher Krümmung in die Blase zu bringen, als dieser aber
am zweiten Tage durch einen Busch’schen ersetzt werden sollte, misslang die Einführung des
selben • der alte Katheter wurde daher, nachdem er gereinigt, noch 48 Stunden wieder eingelegt,
nach welcher Zeit die Einführung fernerer Instrumente noch mehrfach versucht wurde, aber stets
ohne Erfolg Nach 14 Tagen wurde ein grosser Iheil des Urins auf normalem Wege entleert,
während noch ein anderer Theil durch die Wunde floss. Dieser Zustand dauerte fast 4 Monate,
während welcher Zeit sich ab und zu Abscesse am Damm und. Scrotum, und schliesslich noch
ein acutes Eczem an Scrotum, Penis, Perineum und Oberschenkel entwickelte. Nach Ablauf
desselben wurde, da in Bezug auf die Harnentleerung noch immer status idem war, die Operation
wiederholt.
Zuerst wurde eine gefurchte Steinsonde in die Blase geführt, durch die alte Fistel ein
Skalpell auf dieselbe eingestossen und die Urethra in beträchtlicher Ausdehnung gespalten; dar-
hach ebenfalls mittelst eines Skalpells die Prostata nach hinten eingeschnitten und schliesslich
nach einigen vergeblichen Versuchen der Dupuytrensche Lithotome bilaterale in die Blase ge
bracht und die Prostata damit nach beiden Seiten gespalten. Ein Busch scher Katheter ward
ohne Schwierigkeit eingeführt und befestigt. , T _ , r
Auf die Operation folgte keine Reaction Als nach 48 Stunden der Katheter entfernt
wurde floss aller Urin einige Tage lang unwillkürlich durch die Wunde ab. Trotzdem dass ein hef
tiges Erysipel in der Nähe der Wunde auftrat, ging die Heilung. sehr rasch von Statten, denn
nach reichlich 3 Wochen, als Pat. von seiner Heimathsbehörde der Hospitalsbehandlung entzogen
wurde, konnte er fast geheilt entlassen werden.
V. Fall.
Alte traumatische Stricter mit Fistel. Vor 4 Jahren wurde eine Retentio urinae durch
den gewaltsamen Katheterismus beseitigt; seit dieser Zeit Incontinentia. Urcthrotomia externa.
Zurückbleiben des silbernen Katheteransatzstückes in der Blase; Heilung nach 2 Monaten.
loh S 62 Jahr alt, Arbeiter aus Heiligenhafen, fiel vor 16 Jahren von einem Heuboden
aus einer°Höhe von ca. is’fuüs und zwar dergestalt, dass er mit der rechten Leistengegend und
dem Damm auf einen Bretterstoss aufschlug. Dem Fall folgte eine zwei .Tage anhaltende Be
wusstlosigkeit während welcher Zeit Pat. nach Aussage seiner .Pfleger das Wasser gut lassen
konnte & Wie’öft dies der Fall, und ob dem Urin Blut beigemischt war, ist nicht bekannt. Als
Patient das Bewusstsein wieder erlangte, will er nichts von Schmerz oder Schwellung der Scrotal-
gegend bemerkt haben; er entleerte mehrmals täglich ohne Beschwerden blutfreien Harn. Wegen
einer anderen Krankheit, die ebenfalls nach dem Fall entstanden.sein soll, musste Pat. noch V-.
Jahr lang das Bett hüten. Erst nach dieser Zeit will er hin und wieder schneidende Schmerzen
beim Uriniren gehabt haben. Der sonst immer kräftige Harnstrahl wurde „etwas matt“. Inner
liche Arzenei besserte diesen Zustand mehrere Male, der Katheter wurde niemals appheirt. Der
beschriebene Zustand blieb bis vor 4 Jahren derselbe; als damals plötzlich Retentio urinae ein
trat wurde der gewaltsame Ketheterismus vorgenommen. Ob der Kctheter in die Blase drang,
ist nicht bekannt? jedenfalls hat sich durch denselben nichts entleert. Erst als er extrahirt wurde,
föhne sofort Blut und Urin aus der Harnröhre und kaum # ein paar Minuten später auch aus einer
Oeffnuno- in der rechten Scrotalhälfte, welche Pat. bisher noch nicht bemerkt hatte. Seit dieser
Zeit stellte sich Incontinentia urinae ein,, der Ham träufelte beständig ab, ob am stärksten .aus
der Fiätel oder aus dem Orificium urethrae, weiss Pat. nicht anzugeben.
Die Leistengegenden, besonders rechts, sind jetzt geschwollen, der Penis ist ödematös,