Schwellung zahlreiche kleine rothe Flecke. Die Schwellung bestand sehr lange. Ein
anderes Ohr, welches die Ligatur 48 Stunden trug, starb ab.
Für den Zweck, den ich im Auge hatte, schien es mir passend, an den Ex
tremitäten Untersuchungen anzustellen und zwar mit kleinen Gummischläuchen. Ich
suchte jedes Mal das Bein blutleer zu machen mit einer etwa 1 Ctm. breiten leinen,
nen Binde, will jedoch nicht behaupten, dass mir das jemals vollständig gelungen ist.
Darauf legte ich den Schlauch so fest wie möglich an und nahm die Binde ab. Das
Thier wurde isolirt. Es schien sich recht wohl zu befinden: es frass und lief umher.
Nur in den ersten Stunden gebrauchte es das Bein in sehr beschränkter Weise. Später
konnte ich keine Bewegungen an demselben beobachten. Ebenso schien das Gefühl
rasch abzunehmen. Ferner zeigte sich schon recht bald eine Anschwellung des Beins,
die nach 12 Stunden eine bedeutende Höhe erreicht hatte. Es fühlte sich weich und
teigig an. Daneben trat eine blaue Verfärbung ein, die immer mehr zunahm. Ich
tödtete die Thiere, nachdem sie die Gummischläuche verschieden lange getragen
hatten: 28, 18, 12, 5 und drei Stunden. Die Section ergab Folgendes; Die Haut und
das Unterhautzellgewebe der Beine, an denen experimentirt war, erschien sehr ver
dickt, aufgelockert und serös infiltrirt. Ueber die Schnittfläche floss in reichlicher
Menge eine dünne Flüssigkeit. Das Gewebe hatte eine grauschmutzige Farbe. Da
neben sah man hie und da rothe Flecke, die Ecchymosen darstellten. An der Stelle,
wo der Schlauch umgeschnürt gewesen war, waren sie besonders zahlreich. Die Venen
waren stark ausgedehnt und mit Gerinsel intensiv dunkeln Blutes gefüllt. Dieser Be
fund wiederholte sich ziemlich übereinstimmend bei den Beinen, welche die Ligatur
28 und 18 Stunden getragen hatten. Tödtete ich das Thier, das 12 Stunden dem
Eyperiment gedient hatte, so fand ich dieselben Veränderungen, jedoch weniger aus
geprägt. Dagegen konnte ich bei den Beinen, welche nur wenige Stunden die Ligatur
getragen hatten, nichts Abnormes entdecken.
Wenn auch aus den Beobachtungen an den lebendigen Kaninchen sowie aus
dem Sectionsbefunde hervorgeht, dass es mir nicht gelungen ist, die Circulation durch
den Gummischlauch, selbst wenn ich denselben noch so fest anlegte, gänzlich zu un
terbrechen, so lassen doch das Ausbleiben der anatomischsn Veränderungen während
der ersten 4 bis 5 Stunden, vor Allem die Untersuchungen Cohnheim’s und die bereits
gemachten klinischen Erfahrungen die beschriebene unblutige Operationsmethode für
den Kranken vollständig ungefährlich erscheinen. Es dürfte daher die Erfindung der
selben sowohl dem Chirurgen, wie dem praktischen Arzte willkommen sein. —
Schliesslich spreche ich noch dem Herrn Geh. Med. Rath Prof. Dr. Esmarch
meinen Dank aus für die mir bei vorliegender Arbeit geleistete Hülfe.