7
;
die art. subilav. gegen die erste Rippe zu comprimiren. indem ich zunächst eine Pe
lotte in der fossa supraclav. fixiren liess und nun einen Gummischlauch nach Art
einer spica humeri anlegte in der Weise, dass die Touren sich grade über der Pe-
lotte kreuzten und diese gegen die Arterie und die erste Rippe andrängten. Der
Radial- und Brachialpuls waren vollständig erloschen. Indessen bin ich ungewiss,
ob in diesem Falle die Circulation durch Compression der Axillaris gegen den
Humerus oder der Subclavia gegen die erste Rippe unterbrochen war. Ueberhaupt
scheint mir diese Art der Anwendung des Schlauches, da die Schultergegend zu sehr
von demselben verdeckt wird, von zweifelhaftem Werthe und höchstens nur für
Nekrotomien im obersten Theil des Humerus passend zu sein. Die für diesen Zweck
erforderliche Länge würde 1,75 bis 2 Meter betragen.
Das Gesagte gilt auch für die Anwendung des Schlauches bei Hüftsgelenks
operationen, Hier kann ich überhaupt nicht behaupten, dass ich durch eine dem
oben beim Schultergelenk beschriebenen Verfahren analoge Methode die Blutzufuhr
in’s Bein vollständig aufgehoben babe. Bei Exarticulationen und Resectionen des
Hüftgelenks würde es sich vielmehr empfehlen, die Bauchaorta zu comprimiren.
Prof. Esmarch hat schon im Juni 1868 und im August 1871 eine arnput. fern, im
obern Drittel und im December 1868 die exartio. fein, gemacht, nachdem er durch
feste Einwickelung das Blut aus der erkrankten Extremität ausgetrieben und durch
ein Schraubentourniquet die Bauchaorta comprimirt hatte. Der Blutverlust war jedes
Mal ausserordentlich gering. — Das Tourniquet lässt sich nun durch den Gummischlauch
ersetzen. Man presst mit einer recht grossen Pelotte die Bauchaorta gegen die
Wirbelsäule und fixirt nun durch einen mehrmals um den Leib fest umschlungenen
Schlauch dieselbe in ihrer Lage. Jedoch ist diese Art der Compression etwas
unsicher, insofern die Pelotte sich leicht verschiebt. Viel sicherer wird sie fixirt,
wenn man sich statt des Schlauches einer jener Gummibinden bedient, Ihre Touren
erstrecken sich nach oben und unten hin über die Pelotte hinaus und verhindern so
die Verschiebung derselben nach diesen Richtungen.
Die Vorzüge des Gummischlauches vor dem Tourniquet bestehen hauptsäch
lich darin, dass jener sich viel schneller und bequemer und zwar an jeder beliebigen
Stelle der Extremitäten mit ziemlich gleichem Erfolge anlegen lässt, ferner sich
nicht so leicht verschiebt und die Circulation viel vollständiger und sicherer unter
bricht als dieses.
Wie schon oben erwähnt wurde, sind nach der beschriebenen Methode zahl'
re iche Operationen aller Art hier in Kiel gemacht worden. Ich will nicht jede der
selben einzeln auf rechnen. Nur einige, die besonders deutlich den grossen Werth der
Methode hervortreten lassen, sollen speciell beschrieben werden:
In der letzten Hälfte des Monats Mai wurde im untern Drittel des linken
Oberschenkels einer Frau eine Nekrotomie gemacht. Nach Einwickelung des Beines