Full text: (Band XX.)

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Bei älteren Patienten, die im Stande sind, sich selbst zu beobachten, finden 
wir fast ohne Ausnahme als erstes Symptom der beginnenden Spondylitis Schmerzen 
im Rückgrat, mag nun eine Spondylitis cervicalis, dorsalis oder lumbalis vorliegen. 
Diese Schmerzen werden Anfangs noch ganz unbestimmt empfunden, setzen längere 
Zeit aus, kehren dann wieder, und machen sich mit jedem Male mehr bemerkbar. 
Eine schnelle Bewegung, Springen und Laufen vermag dieselben oft bis auf das Un 
erträglichste zu steigern, oder auch der Schmerz tritt plötzlich zum ersten Male bei 
einer tüchtigen körperlichen Anstrengung, wie bei dem Heben schwerer Lasten, auf, 
kehrt nach kurzem Verschwinden immer bei der Arbeit wieder und verursacht dem 
Patienten nicht geringe Pein. Die Patienten wissen oft den schmerzhaften 1 unkt 
nicht genau zu bezeichnen, oft geben sie auch gleich den leidenden 1 unkt der Wir 
belsäule an. Selten bleiben auch die Schmerzen auf eine Stelle beschränkt. Dieselben 
können ausstrahlen auf das Hinterhaupt, längs der Ober- und Unter-Extremitäten, 
auf Brust und Leib und vermögen so die Symptome sehr verschiedener Krankheiten 
vorzutäuschen. Dass sie sehr häufig mit chronischem Rheumatismus verwechselt 
werden, wurde schon erwähnt. Oft ist aber auch schon die Verwechslung mit Pleuritis, 
Coxitis, idiopathischen Neuralgien einzelner Nerven, besonders der nerv, intercostales 
und lumbales, vorgekommen. 
Bei Kindern bis zu 5 oder 6 Jahren fehlt leider meist dieses werthvolle, frühe 
Symptom, die Klage über Schmerz. Dagegen scheint sich bei diesen eher ein anderes 
Symptom geltend zu machen, das auch bei älteren Personen mit der Zeit nicht aus 
zubleiben pflegt, wenn der Sitz des Leidens die pars dorsalis oder lumbalis der Wir 
belsäule ist: die kleinen Patienten sind nicht mehr so munter zu Fuss wie früher, 
scheinen bald zu ermüden, finden augenscheinlich nicht mehr so viel Vergnügen am 
Gehen, sitzen sehr viel und suchen beim Sitzen dem Oberkörper eine Stütze zu ver 
leihen, indem sie die Arme gegen die Beine stemmen. Dabei verräth ihr ganzes Wesen, 
dass sie an irgend einer Stelle Schmerz empfinden müssen, wenn sie denselben auch 
noch nicht zu äussern und anzugeben verstehen. 
Aeltere Patienten klagen dabei über grosse Schwäche in den Beinen, gehen 
entweder gebückt oder auffallend gerade und steif, um jede Bewegung der Wirbel 
säule zu vermeiden, weil sie ihnen Schmerz verursacht und nehmen öfters die Symp 
tome gesteigerter Sensibilität an sich wahr. Zuweilen haben sic das Gefühl, als ob 
ein drückender Gürtel um ihren Leib gelegt sei, oder sie empfinden ein schmerzhaftes 
Ziehen in den Seiten und längs der Extremitäten, oder ein Kribbeln, ein Gefühl von 
Ameisenkriechen oder sonst abnorme Sensationen in den Fusssohlen. Früher oder 
später kommt es dann zur Verkrümmung der Wirbelsäule, zur Bildung des Pottschen 
Buckels, wiewohl dieses Symptom auch ganz ausbleiben kann. Lähmungserscheinungen 
können auch auftreten, die Füsse wollen dann nicht mehr recht fort, können später 
wohl gar nicht mehr gebraucht werden, das Gefühl in denselben ist abgestumpft und
	        
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