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sich ereignet in diesem Falle? . . . Die Steifigkeit ist nicht Folge localer Ver
letzung Die Symptome müssen alle beruhen auf Etwas, das sich während
des Falles ereignete. Hat er die Stämme der Nerven gezerrt oder die feinen
B'äden, welche die Wurzeln der Nerven bilden? Ohne Zweifel sind die Empfind
lichkeit an der Oberfläche, welche bei Berührung Schmerz hervorbringt, und die
Steifigkeit, welche eingetreten, die Folgen von irgend Etwas, das die sensitiven
und motorischen Nerven gestört hat, entweder beide zusammen oder die einen für
sich allein, jenachdem die Functionen der einen und nicht der andern gestört sind;
oder endlich die Beschädigung hat im Innern des Rückesmarkes stattgefunden. Es
ist unmöglich, dass diese Symptome die Folgen von etwas anderm sein könnten,
als von einer solchen Structurveränderung; und sie sind, nach meinem Ermessen, der
Beweis einer ausgesprochenen Beeinträchtigung der Nerven oder des Markes, ob
gleich sich nicht bestimmen lässt, was die Beeinträchtigung sein mag.“
Die Kliniker beantworten uns also jene Frage nicht. Was sagen uns die
pathologischen Anatomen ?
„Der Sektionsbefund (Prager Vierteljahrsschrift 114 B. S. 86) in Todesfällen
nach Concussion des Rückenmarks, wo keine Wirbelfractur oder Verschiebung, keine
Blutung oder Verletzung beobachtet wird, ist sehr verschieden je nach der Krank
heitsdauer. In den seltenen lethalen Fällen ist oft gar keine Veränderung gefunden
worden (Boyer, Abercrombie, Jordan), doch ist hiermit die Ansicht, dass dem Auf
hören der Function der Nervencentren auch eine Störung der Gewebe zu Grunde
liegen möchte, keineswegs widerlegt, da auch in diesen Bällen nur durch das Mi
kroskop erkennbare Veränderungen bestehen konnten. In Bällen, wo das Leben
nach der Einwirkung der äussern Gewalt noch längere Zeit fortgedauert hat, finden
sich meist chronisch entzündliche Veränderungen des Rückenmarks oder seiner Häute
oder beider, zugleich mit übermässigem Gefässreichthum, Verhärtung oder häufiger
Erweichung und Zerfall des Markes, Verdickung oder Täubling der Häute und An
sammlung von Serum, Exsudat oder Eiter in beiden 1 heilen. Bei noch längerer
Lebensdauer, zuweilen aber ziemlich bald, findet man Atrophie oder Degeneration
der Nervengewebe etc.“
Brodie (s. Schmidt’sche Jahrbücher B. 28. S. 256) macht in seiner Abhand
lung ,,über Verletzungen des Rückenmarkes“ eine Eintheilung nach den Resultaten
des Leichenbefundes und sagt sub 8: „Es kann durch einen Schlag auf den Rücken
die feinere Organisation des Markes leiden ohne dass eine Fractur etc. zugegen
1st, ja ohne dass selbst die membranösen Hüllen desselben an den B'olgen der
Verletzung Theil zu nehmen scheinen. Hat man in einem solchem Falle Gelegen
heit das Rückenmark bald nach der Verletzung zu untersuchen, so wird man das
Centrum desselben weicher als in natürlichem Zustande finden, indem seine fibröse
Beschaffenheit in eine halbflüssige Substanz übergegangen ist. Lebt der Kranke
längere Zeit, so nimmt man diese Structurveränderung im ganzen Durchmesser des