Morgen des vorhergehenden Tages heruntergegangen. — Später wurden die Tages
schwankungen ganz unregelmässig. > . ,
Dub Fersalten des Pulses war in unserm Falle nur insofern Fon Interesse, als
es stets ein der Temperatur entsprechendes war. Bei der Aufnahme waren die Herz-
hewegungen sehr langsam, 52 in der Minute — Temperatur 28.2’® C. —, und so schwach,
dass gar kein Puls an der Hand fühlbar war; erst nach dem zweiten Bade zeigte sich
e ine schwache Pulsation der Radialis. In der Folge folgte der Puls in Zahl und Stärke
stets den Schwankungen der Temperatur, ■ '■ y - •' ’< : ; ; ' i v.
Bei der Section zeigten sieh in verschiedenen Organen noch einige patholo
gische Veränderungen, die, obsehon sie während des Lebens theilweise keine Symptome
gemacht hatten, dennoch einer kurzen Erwähnung Werth erscheinen. Sie sind zum
Theil Folge des starken Alkoholgenusses, dem Patient seit langen Jahren ergeben
war; hierhin gehört die allgemeine Fettleibigkeit, der massige Grad von Fettleber
und die Trübungen der innern Hirnhäute, Zustände, wie sie in höherem oder geringerem
Masse stets bei alten Gewohnheitssäutern gefunden werden.
Die fast vollkommen bindegewebige Entartung beider Hoden ist wahrscheinlich
»uf eine früher überstandene Lues zurückzuführen , wenigstens sprechen» die Narben
am Frenulum und in der Urethra sehr dafüh Das Lumen der Urethra war am Orifi-
cium und namentlich an jenen Stellen, wo sich die zahlreichen narbigen Stränge an
ihrer Innenfläche fanden, sehr verengt. Dieser Umstand erklärt, weshalb ein Versuch,
den Patienten zu katheterisiren so äusserst schmerzhaft war und aufgegeben werden
Wusste. Dass aueh durch diese Stricturen früher das Uriniren lange Zeit erschwert
gewesen sein muss/ beweist die starke Ausdehnung der Blase und die mächtige
Hypertrophie ihrer Wandungen. Die wählend des Krankheitsverlaufs beobachtete und
sich mit der Zeit steigeimde Incontinenz dürfte wohl auf eine eingetretene Parese des
Sphincters zu beziehen sein.
Sehr interessant endlich noch ist der Befund der Nieren: die hochgradige
Granularatrophie der linken, die massige der rechten Niere. Es ist wohl ziemlich sicher,
dass wir es hier mit einer genuinen Schrumpfung der Nieren zu thun haben, und es
muss nur auffalleri, dass die ziemlich bedeutenden Veränderungen im Leben gar keine
Symptome gemacht haben. Sonst erkennt man schon geringere Grade von Sch rump f-
niere an einer bedeutenden Zunahme der täglichen Harnmenge, au dem geringen
s pec. Gewicht des Urins und an dem Gehalt desselben an Eiweiss und Harncylmdern;
flie Herzd&mpfung bei solchen Patienten ist vei’grössert und der zweite Aortenton
verstärkt. Alles dies fand sich bei unserm Patienten nicht. Die tägliche Harnmenge
betrug durchschnittlich etwa 1000 Ccm., anfangs sogar noch viel weniger, das spec.
Gewicht schwankte zwischen 1012—1018, war also nur wenig niedriger als in der
Norm, und Albumen und Harncylinder konnten nie nachgewiesen werden, bis einige
Tage vor dem Tode sich etwas Eiweiss im Harn zeigte, das aber auf das damals