Claude Bernard und später Walther in Kiew haben mit Meerschweinchen und
Kaninchen experimentirt und gefunden, dass diese Thiere, unter 20,0° C. abgekühlt,
sich von selbst nicht wieder bis zur normalen Höhe erwärmen konnten, sondern
starben. Wurde ihnen dagegen künstlich von aussen Wärme zugeführt, und die
künstliche Respiration eingeleitet, so erhielt Walther sogar einige Thiere am Leben,
die er bis zu 18,0° C. abgekühlt hatte Es zeigten sich nach der künstlichen Erwär
mung aber eine Temperatursteigerung — bis zu 42,0° C. — und entzündliche Er
krankungen in den Respirationsorganen. — Die excessiv hohen Grade von Abkühlung,
die man bei Winterschläfern wahrgenommen hat, aus denen sich diese Thiere bei
eintretender Erwärmung sofort erholen, können hier wegen besonderer Verhältnisse
des Wärmebedürfnisses derselben nicht weiter in Betracht kommen.
Die tiefste am gesunden Menschen gemessene Temperatur betrug 33,1° C.
Sie wurde von Jürgensen nach einem 2> Minuten fahrenden Vollbade von 11,0° C.
beobachtet. Wunderlich nennt in seinem Buche „über das Verhalten der Eigenwärme
in Krankheiten“ den 33. Grad überhaupt als äusserste Temperaturgrenze nach unten, wo
das Leben noch erhalten blieb. Dass aber die Grenze, wo die Lebensfähigkeit des
Menschen aufhört, weit tiefer liegt, darf man schon aus den Versuchen Walther’s
schliessen, leider sind bei Menschen, die im Schnee bewusstlos und erstarrt aufge-
iünden, dann aber wieder zum Leben zurück gebracht wurden, keine Temperatur
messungen bis jetzt gemacht worden. Nur ein Fall derart befindet sich in der
Dissertation des Dr. Weiland, die hier im Jahre 18(59 erschienen ist. Er betrifft
einen 39jährigen Arbeiter, der im Februar sinnlos betrunken im Rinnstein aufgelesen
und auf das Altonaer Krankenhaus gebracht wurde. Nach einem heissen Reinigungs
bade, wobei ihm bestimmt schon Wärme von aussen her zugeführt wurde, betrug die
Temperatur im Rectum 30,4° C. bei 60 Pulsschlägen in der Minute. Dies dürfte
wohl der niedrigste Temperaturgrad sein, der bei einem Menschen gemessen wurde,
welcher nach der Abkühlung vollkommen genas. In den zwei ändern gleichen Fällen f
die uns in derselben Dissertation mitgetheilt werden, zeigte sich eine Mastdarm-
temperatur von 28,4° und 26,6° C., beide Patienten starben aber nach 21 resp. l' 1 /* Stunde.
Tritt die Abkühlung nicht so plötzlich ein wie in obigen 3 Fällen, sondern
allmählich, so werden noch beträchtlich tiefere Grade vom Menschen überlebt. Der
Irrenarzt Loewenhardt berichtet in einem Aufsatze: „Heber eine Form von Manie mit
tiefer Temperatursenkung“ (Zeitschrift für Psychiatrie, XXV. 5 und 6) 4 Fälle, in
denen sich lange Zeit hindurch noch weit tiefere Temperaturen zeigten als die oben
erwähnten. Wochenlang vor dem Tode bewegten sie sich im ersten Fall zwischen
25,0° und 35,0° C., im dritten Fall während der letzten fünf Lebenstage zwischen
23,75° und 31,5° C., die niedrigste Temperatur überhaupt war 23,75° C. Alle 4
Fälle Loewenhardts endeten tödtlieh und betrafen Kranke, bei defien sich ein’ rapid