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Ein Fall von excessiv niedriger Körpertemperatur.
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Die Eigenwärme des kranken Menschen ist weit grosseren Schwankungen unterworfen
als die des gesunden. Aber auch sie hat ihre bestimmten, unüberschreitbaren Grenzen,
über die hinaus sie von ihrem gewöhnlichen Verhalten nicht abweichen darf, wenn
nicht durch diese Abweichung die Fortdauer der Lebens-Verrichtungen vernichtet
werden soll. Nach oben hin ist eine solche Grenze ziemlich sicher bekannt, da sehr
zahlreiche Beobachtungen über extrem hohe Körpertemperaturen vorliegen, mit denen
auch die vielen in dieser Richtung an Häugethieren gemachten Experimente sehr
gut übereinstimmen. Noch hat kein Mensch eine Temperatursteigerung seines Körpers
über 42,8° C. überlebt; diese Höhe wurde in einem Fall von Insolation bei einem
‘5jährigen Manne erreicht, der später vollkommen genas. Die höchste überhaupt
heim lebenden Menschen bis jetzt glaubwürdig beobachtete Temperatur betrug 44,75° C,
Mir dürfen also wohl den nach dieser Seite hin liegenden Temperaturexcess, den ein
Mensch noch zu überleben vermag, etwa um den 43 Grad herum suchen.
Nicht so bestimmt ist jetzt schon die Frage zu entscheiden, bis zu welchem
Grade der mensoliche Körper abgekühlt werden kann, ohne dass dadurch die Fähig
keit des Weiterlebeus aufhört, da Beobachtungen in dieser Richtung überhaupt sehr
wenig gemacht sind, und solche, die eine Abkühlung bis zu der Grenze dessen, was
Vf >n anderen Säugethieren noch überlebt wurde, enthielten, gar nicht vorliegen. Es
dürfte aus diesem Grunde nicht unwichtig sein, Fälle, in denen eine axcessiv niedrige
Eigenwärme des Menschen constatirt werden konnte, zu sammeln. Durch grosse
Güte des Herrn Professor Bartels bin ich in den Stand gesetzt, einen solchen Fall,
der zu Anfang dieses Jahres auf der hiesigen medicinisehcn Klinik zur Beobachtung
kam, mitzutheilen und zum Thema einer kleinen Abhandlung zu machen. Zuvor
H üer möchte ich kurz die in dieser Richtung an Menschen gemachten Beobachtungen
ünd an Thieren angestellten Experimente erwähnen.
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