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Diese Untersuchung wurde nun aut' zwei Aphakische, welche nicht unter
Atropinwirkung standen und deren gutes Sehvermögen, sowie deren grössere schein
bare Accommodationsbreite bekannt war, übertragen.
M. G. 61 Jahr, Lehrer, am 31. Juli 1872 wegen Cataracta senilis durch die
modificirte Linearextraction operirt auf r. A., entlassen am 12. August hat am 26.
August H. aph = 1 / 3V2, S = l.
Untersuchung am 27. December 1872: H. aph = l/3Y2 S=l. Wird 60 vor
das Convexglas gehalten, liest er Sn. 20 nicht mehr. Mit + 2 J / 2 liest derselbe
b n - U/1I von 13—23 Crnm., durch stenopaeische Lorgnette von 12—30 Cmm da
gegen Burchard 25" nur in I6V2 Cmm., in 16 und 17 Cmm nicht mehr,
A. ß. 24 Jahr, Jungfrau, vor 12 Jahren von v. Graefe wegen Cataracta con
genita auf beiden Augen durch Kapselincision operirt. Am 16. October 1872 we^en
der Erscheinungen monocularer Doppelbilder des r. A., hervorgerufen durch einen
Rest der Kapselmembran, in die hiesige Klinik aufgenommen und bis zum 11. De
cember hierselbst behandelt
H. aph = y 4 . S = 20 / 40 Liest mit + 3 Sn. iyil in 8 bis 32y a Cmm., dagegen
die Burchard’schen Puncte 40" nur in 13y 2 Cmm., in 13 und 14 Cmm. nicht. Eine
frühere Untersuchung zeigte, dass eine Lähmung des Ciliarmuskels durch Atropin
keine Aenderung in dem Vermögen, Sn. D/Il in 24y 2 Cmm. Weite zu lesen,
bervorruft.
Hieraus ergiebt sich nun, dass bei Aphakie kein Accommodationsvermögen
gefunden wird, sobald feinere Objecte zur Untersuchung gewählt werden. Dass bei
der Untersuchung mit grösseren Objecten aber die Zerstreuungskreise wesentlich mit
»1 Betracht kommen, glaube ich durch den Einfluss der stenopaeischen Lorgnetten
auf das Sehvermögen der Aphakischen nachweisen zu können. Bei Erwähnung der
stenopaeischen Lorgnetten führt Donders an: „Es ist klar, dass die Grösse der
Zerstreuungskreise bei unvollkommener Accommodation mit der Grösse der Basis des
Lichtkegels (der Pupille) wächst.*) Dieser Satz spricht vollkommen für unsern Befund
UlJ d unsere Deutung desselben, dass die scheinbare Accommodationsbreite auf dem
Leberwindungsvermögen der Zerstreuungskreise beruht. Wir fanden nämlich bei der
Untersuchung mit den Snellen’schen Buchstaben, dass die Breite des Sehvermögens der
Aphakischen, sowie meines atropinisirten hypermetropischen Auges, mit der Feinheit
der stenopaeischen Lorgnetten wächst und mit der Erweiterung abnimmt und so zwar,
dass, je weiter der Durchmesser der stenopaeischen Lorgnette, um so weiter p.
v °m Auge abrückt, während r., etwas schwankend, sich nicht bedeutend ändert.
*) Donders, 1, c. pag. 111.