Nachdem die Untersuchungen von Cramer und Helmholtz auf das bestimmteste die
Veränderungen der Linse bei der Accommodation des Auges nachgewiesen hatten,
Veränderungen, welche zur Erklärung der Accommodation in ausreichendster Weise
genügten, so blieb nur noch die Frage offen, in welcher Weise die Gestaltverände-
l’ung der Linse zu Stande komme. Auch diese Frage wurde in enge Grenzen zu
rückgedrängt, zunächst durch den Nachweis, dass die Accommodation für die Ferne
Passiver und nur für die Nähe activer Natur sei. Jetzt bedurfte nur der letztere
Act einer Erklärung uud dieser bewegte sich in um so engeren Grenzen, da er auf
Contractilität beruhen musste. Die Wirkung der äusseren Augenmuskeln wurde mit
Sicherheit ausgeschlossen, ebenso die Wirkung der contractilen Elemente der Iris
Un d somit blieb nichts übrig, als dem Ciliarmuskel die Function der Accommodation
zuzuerkennen. Durch Feststellung dieser Thatsachen fand die Accommodation des
Auges ihre genügende Erklärung in der Formveränderung der Linse, hervorgerufen
durch die Wirkung des Müsculus ciliaris. Sollte dieser Satz seine Gültigkeit haben,
So musste ein Auge, welches einer Linse entbehrte, auch kein Accommodationsver-
wiögen besitzen dürfen. Hiermit traten aber die Befunde verschiedener Untersuchun
gen in Wiederspruch, bis Donders durch seine Untersuchungen nachwies, dass bei
dem von ihm gewählten Verfahren nicht die geringste Spur von Accommodations-
vermögen bei Aphakie zu statuiren sei.*) Seitdem schienen die früheren Angaben
widerlegt und die Sache erledigt.
In dem im April v. J. herausgegebenen Heft der klinischen Monatsblätter für
Augenheilkunde von Zehender erschien nun unter dem obigen Titel ein Aufsatz von
Förster, in welchem er nachzuweisen sucht, dass ein Accommodationsvermögen bei
Aphakie dennoch besteht.
Bei der Wichtigkeit dieses Gegenstandes wurden auf der hiesigen Augen
klinik auf Grund jener Arbeit die Untersuchungen fortgesetzt; sie führten bei derselben
*) Donders, Anomalien der Ref'raetion und Accommodation. Deutsch von Becker, p. 2öS.