4
Anklang fand. Damals lag uns nichts näher, als den Tag in’s Auge zu fassen, an
welchem vor zweihundert Jahren unsere CHRISTIANA ALBERTINA inaugurirt wurde.
Es bildeten sich in schneller Aufeinanderfolge zahlreiche Localcomites in beiden
Herzogthümern und selbst das Herzogthum Lauenburg schloss sich davon nicht aus.
Ueberall beschäftigte man sich mit der Ansammlung des erforderlichen Baufonds, und
die Zeichnungen freiwilliger Beitragsleistungen begründeten die Hoffnung, dass eine
ihrer Bestimmung entsprechende Bausumme erschwungen werden würde. Unterdessen
eonstituirten sich die einzelnen Localvereine, aus deren Delegirten ein Centralcomite
als beschliessende Behörde hervorging, während einem geschäftsführenden Ausschuss
die Ausführung der gefassten Beschlüsse und die Wahrnehmung alles Dessen obge
legen hat, was die Förderung des Unternehmens erheischte. In dieser Weise gelang
es denn auch, während der ersten Zeiten, diesen Plan soweit zu verfolgen, dass es
den Anschein gewann, den beschlossenen Bau bis zum 5 October 1865 seiner
Vollendung entgegenfuhren zu können.
Diese Aussicht verdunkelte sich jedoch allmählich, und damit ist, wenn auch
aus anderen Gründen, derselbe Fall eingetreten, wie schon hundert Jahre früher, wo
dieser Tag ohne lauten Jubel vorüberging. Schon hatte die Universität, selbst dem
Bauvereine ihre mitwirkende Hand gereicht; schon waren Preise für den besten Bau
riss und Anschlag ausgeschrieben; schon hatten die erwählten Preisrichter aus Berlin
und München sich mit der Beurtheilung der eingegangenen Preisbewerbungen be
schäftigt, als die Differenz der Ansichten, welche über die Wahl des Bauplatzes
hervortrat, zu vielfachen Untersuchungen und sonstigen Weiterungen führte, welche
nicht nur den Fortgang der Sache hemmten, sondern auch einen sehr nachtheiligen
Einfluss auf das Interesse für dieselbe gewannen und es immer schwieriger machten,
die gezeichneten Beiträge zu realisiren, während dazu, nach Beschaffenheit der Ent
stehung dieser Zeichnungen, keine Zwangsmittel angewendet werden konnten. Ausser
dem trat bekanntlich mit dem Schluss des Jahres 1863 ein veränderter Landeszustand
ein. So hat es sich daher zugetragen, dass die damals angeschlagene Bausumme mit
Einschluss der einstweilen zinsbar gemachten Bestandtheile derselben nur bis zu
ungefähr zwei Drittheilen des v Bedarfs hat exigirt werden können.
Es würde aber doch eine gar zu traurige Erfahrung gewesen sein, wenn dieses
unter den glücklichsten Auspicien begonnene Werk hätte aufgegeben oder auch nur
auf einen soviel geringeren Aufwand hätte beschränkt werden müssen. Diese ße-
sorgniss ist jedoch überwunden, und der heutige Tag liefert den Beweis, dass die
That an die Stelle der Hoffnung treten wird. Sind auch schon sieben Jahre des
dritten Jahrhunderts unserer Landesuniversität abgelaufen, so ist damit doch nicht
verloren, was eine begeisterte Zeit gebar. Hätte man sich auf einen massigeren
Kostenaufwand beschränken wollen, so hätte damit der freiwillige Charakter dieses
Unternehmens in seinem ganzen Umfange festgehalten werden können. Desto schwieri-