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mit eigenen Augen, wie zürn Prüfen und Weiterforsehen den Muth und die Kraft
erwecken!
Ein Universitätsgebäude, was ist das anders, als d as sti 11 e Heiligt hu in,
wo die berufenen Vertreter der Wissenschaft auf den verschiedensten Gebieten der
Erkenntniss zu dem Einen grossen Zwecke zusammen wirken, den durch die Arbeit
der Jahrhunderte gewonnenen Erkenntnissschatz der Menschheit durch die vollkommne-
ren Erkenntnissmittel der Gegenwart gelichtet, bereichert, und so erst völliger gesichert
z um lebendigen Eigenthum eines Geschlechts zu machen, das ihnen dazu den höchsten
Grad seiner Empfänglichkeit in der Geistesfrische einer von reinem Wahrheitssinn und
Wahrheitsdrang erfüllten academischen Jugend entgegen bringt.
Wohl ist die deutsche Universität in der Einheit ihrer 4 Facultäten auch
ganz darauf angelegt, der Gesellschaft tüchtige Organe heranzubilden, denen sie die
Pflege des religiös-sittlichen Lebens, die Erziehung und Bildung des heranwachsenden
Geschlechts, die Herstellung der Gesundheit, die Aufrechthaltung des Rechts und der
Ordnung, die Leitung der auf immer vollere Naturbeherrschung gerichteten Thätigkeiten
anvertrauen kann. Aber will sie in diesen Organen nicht todte Werkzeuge in fremder
Hand, sondern lebendige Kräfte haben, so sage sie uns nur, wie die Universität ihr
die schaffen soll, wenn nicht ihr unverrückliches Ziel das rein ideale der immer
volleren Wahrheitserkenntniss, und wenn nicht ihr Weg zu diesem Ziel der allein
würdige und freie der vollen Wahrhaftigkeit bleibt. Nur so gewinnt die Gesellschaft
Organe, in denen sich ein für ihren Wirkungskreis fein gebildetes Gewissen
mit strenger Gewissenhaftigkeit paart, und somit das zusammen findet, worauf
allein man bauen kann, und niemals vergebens baut.
Darum danken wir Dir, o Herr unser Gott, für Alles, wodurch Du in patrio
tischen Herzen nah und fern den ersten Gedanken zu dem heute beginnenden Neubau
geweckt, für alles Licht und alle Kraft, allen Muth und alle Ausdauer, die Du ihnen
zur Verwirklichung desselben verliehen hast, und bitten Dich, Du wollest ihren edlen,
opferwilligen und unermüdlichen Eifer mit dem ganzen Erfolge krönen, dessen er
Werth ist!
O Du alleiniger, ewiger Lenker unserer Geschicke, bleib bei uns mit Deiner
Gnade! Lass sie ruhen auf unserem ganzen Vaterlande, dass es gross und stark durch
Oich und in Dir, in allen ihm noch beschiedenen inneren und äusseren Kämpfen
den Sieg behalte, und wachse in Allein, was Dir und der Menschheit zur Ehre gereicht.
Schütze und segne das tlieure, verehrungswürdige Haupt unseres grossen staatlichen
Gemeinwesens, und mit ihm den seiner würdigen Sohn, auf dem unsere Zukunft
ruht, und mit ihm Alle, deren Herz und Sinn Du auf das Eine, was Noth ist, ge
richtet hast, dass unser Vaterland in allen seinen Gebieten immer schöner und voller
das Bild der ächten, Dir wohlgefälligen Menschheit wiedergebe. Und da
diesem heiligen Zweck auch unsere Hochschule dient, so erhalte ihr alle