Full text: (Band XX.)

Ueber die Auffindung und Abscheidung des Picrotoxins im Biere. 
12. 
Bezüglich der Frage, über die Schädlichkeit des Bleies bei seiner Benutzung zu Wasserleitungen 
sind folgende interessante Versuche angestellt. Am 15. August 1873 wurden zwei verschiedene 
Brunnen-Wässer, See-Wasser, und destillirtes Wasser, jedes in einem besonderen lose verschlossenen 
Glase der Einwirkung einer grossen Bleifläche durch Anwendung von Bleifolie, welche zum Theil 
über der Oberfläche des Wassers empor stand, in Berührung gebracht. Schon nach wenigen Stunden 
war in dem destillirten Wasser durch Schwefelwasserstoff oder Jodkalium ein starker Gehalt von 
Blei nachweisbar und Rosolsäuro gab eine deutliche alkalische Reaction zu erkennen. Keines der 
übriger Wässer hatte jedoch, selbst nach mehreren Tagen, auch nur eine Spur Blei aufgenommen, 
und so ist es noch Heute den 9. April 1874. 
Die anderen Wässer werden aber sofort getrübt, wenn man sie mit dem betreffenden blei 
haltigen destellirten Wasser vermischt. Dieses Verhalten ist den in gewöhnlichen Quellwässern und 
Seewasser enthaltenen schwefelsauren Salzen zuzuschreiben und ihre Fortleitung in Bleiröhren hat 
daher nichts bedenkliches. 
13. 
Fünfzehn quantitative Analysen der in Kiel gangbarsten Biere. 
Die beiden nachfolgenden tabellarischen Uehersichten ergehen das Nähere. In der Tabelle 
Nr, I sind dieselben nach dem abnehmenden Quantum des Malzextractes geordnet; in der Tabelle 
Nr. II nach dem abnehmenden Gehalte an Alkohol. 
Ausserdem ist bei jedem einzelnen die betreffende Menge an Phosphorsäuro und Wasser 
hinzugefügt. Was die Phosphorsäure anlangt, so stammt dieselbe aus der Gerste und dem Hopfen. 
Gerste und Hopfen sind nämlich so ungewöhnlich reich an Phosphor, dass in 100,000 Theilen derselben 
5 Theile davon enthalten sind. Daher kann auch aus dem Gehalte an Phosphorsäure ein einiger 
Massen begründeter Schluss auf das zum Brauen gebrauchte Quantum an Malz und Hopfen gezogen 
werden. Bekanntlich wird von den Bierbrauern nicht selten Stärkezucker, Zuckermelasse oder 
Spiritus mit verwendet. 
Durch die Beachtung des Phosphorsäure-Gehaltes kann in dieser Beziehung einige Controle 
geführt werden. Der Gehalt au Malzextract und Alkohol zusammen genommen müsste in einer 
gewissen Proportion zur Phosphorsäure stehen, wenn die ersteren nur aus Hopfen und Malz ent 
standen sind. 
Ich enthalte mich jedoch in kritischer Beziehung einer specielleren Beurtheilung, um so 
mehr, als ein Jeder dieselbe durch Vergleichung selbst wird finden können. Da indessen von der 
Phosphorsäure nur kleine Quantitäten vorhanden sind, so sind auch kleine Differenzen zu beachten.
	        
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