Full text: (Band XX.)

Das Allgemeinbefinden der Kranken ungestört, aber die Sprache undeutlich und 
näselnd und vor Allem das Schlingen in hohem Grade beschwert, so dass die 
Kranke nur wenn sie den Kopf stark hinten überbeugte mit aller Vorsicht lötfel 
weise Flüssigkeiten zu sich nehmen konnte. Schon seit Anfang Februar musste 
beständig durch die Schlundsondo ernährt werden, weil die Kranke Nichts mehr 
hinunter zu bringen vermochte und weil bei jedem Schlingversuch Fehlschlucken 
eintrat. Um dieselbe Zeit versagte auch die Stimmbildung mehr und mehr, so 
dass die Kranke, um sich verständlich zu machen, zu schriftlichen Mittheilungen 
ihre Zuflucht nehmen musste. Als Ursache dieser Störung wies die Untersuchung 
mittelst des Kehlkopfsspiegels eine vollständige Lähmung des linken Stimm 
bandes nach. Bei Gelegenheit dieser Untersuchung stellte sich denn auch eine 
vollständige Gefühllosigkeit der linken Gaumen- und Rachenhälfte heraus, deren 
Schleimhaut übordioss von einer schmutzigen, jauchigen Flüssigkeit, von der 
Oberfläche der geschwürig zerfallenden Geschwulst her, benetzt wurde. 
Ende Febiuai stellte sich vollständige Ijähmung des linken nerv facialis 
ein und zugleich trat der linke Bulbus immer weiter aus der Augenhöhle her 
vor. Dann folgte Lähmung des linken nerv, hypoglossus. Die Zunge lag mit 
ihrem linken Rande um U/s Ctm. tiefer in der Mundhöhle, als der rechte Rand; 
die Kranke vermochte die Zunge gar nicht mehr über die Zahnreihen horvor- 
zustrecken. Und endlich wurden auch die Kaumuskeln der linken Seite voll 
ständig gelähmt, so dass der linke Untcrkicferwinkol beträchtlich tiefer her 
unterhing, als der rechte. 
Seit Ende Februar waren Puls und Körpertemperatur stets auf fieberhafter 
Höhe geblieben. Um die Mitte März trat wiederholtes Erbrochen auf. Dabei 
gelangten Theile der ausgebrochenen Substanzen durch die gelähmte Stimmritze 
in die Luftröhre und erzeugten fürchterliche Erstickungszufälle. Unter heftigen 
Fieberbewcgungen erfolgte am 17. März der Tod, als dessen unmittelbare Ur 
sache die Section einen Abscess im unteren Lappen der rechten Lunge und 
einen eitrigen Erguss im rechten Pleurasack nachwies. Ausserdem fand sich 
ein grosser Theil der Knochen der Schädelbasis in eine sarcomatöse Geschwulst 
masse verwandelt. 
13 durch Veitstanz und acute Endocarditis. —■ Das 17jährige Mädchen J. S. aus Kiel 
hatte seit 8 Tagen an den Erscheinungen des Veitstanzes, an denen sich vor 
zugsweise beide Extremitäten der linken Seite (weniger die der rechten Seite), 
die Gesichtsmuskcln und die Zunge betheiligten, gelitten, als sie am 27. Decbr. 
18<2 in die Klinik aufgenommen wurde. — Anfangs besserte sich der Zustand 
anscheinend, dann aber trat eine ganz rapide Verschlimmerung ein, so dass 
sämmtlicho willkürlich beweglichen Muskeln in die ununterbrochen fortdauernden 
Zuckungen einbezogon w’urdon. Um die Mitte Januar kamen dazu periodisch 
auftretende, fast tetanische Oontractionen der Riickon- und Nackenmuskoln und 
des Zwerchfells. Dabei gerieth die Kranke in eine exaltirte Gcmüthsstimmung. 
Es bildete sich Decubitus an den Schultern und am Kreuz. Bei der Auscultation 
vernahm man an Stelle dos Herzstosses ein lautes systolisches Geräusch. Dabei 
hatte sich hohes Fieber eingestellt und bei einer Temperatur von 41,8° C. 
erfolgte am 28. Januar der Tod. — Die Section ergab an den Contral-Nerven-
	        
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