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Vegetation des Landes.
L Der Wald. Der Regierungsbezirk Stralsund ist der waldärmste Tlieil der alten Pro
vinzen des preussischen Staates; während 25 pCt. des Gesarnmtareals des letztem und in der Pro
vinz Pommern 19,8 pCt. mit Waldungen bewachsen sind, betragen die Waldungen des Gebietes
14,1 pCt. = 9,3 □ Min. Dieser Mangel würde unter anderen Verhältnissen sicher nicht ohne
nachtheilige Folgen für das Land sein; doch hier, wo See und Binnengewässer dein Boden Feuch
tigkeit in reichlicher Menge zuführen, ist ein ungünstiger Einfluss nicht bemerkbar. Ein weiterer
Unterschied der zwischen den Waldungen des Gebietes und denen der meisten Theile der östlichen
Provinzen Preussens besteht, ist, dass hier Laubholz und Nadelholz zu gleichen Theilen die Wälder
zusammensetzen, während sonst das letztere fast stets überwiegt.
Die Nadelholzwaldungen des Gebietes sind vorzugsweise aus Kiefern zusammengesetzt,,
nur untergeordnet und wahrscheinlich ursprünglich nicht wild kommen Fichte, Tanne und Lärche
vor. Die Verbreitung des Sandbodens bestimmt zugleich das Vorkommen der Kiefer und da diese
Verbreitung im Verhältniss eine beschränkte ist, erklärt sich daraus das Zurücktreten des Nadel
holzes. — Der Darss und die Sandhügel, welche die Wasserscheide zwischen der Peene und den
Küstenflüssen bilden, enthalten im Gebiete die grössten und schönsten Kiefernbestände.
Die Vegetation, welche den Nadelholzwald begleitet, ist eine einförmige, aus Verhältnisse
mä^sig wenig Arten bestehende. Auftrocknem Sandboden wachsen: Sarothamnus vulgaris, Genista
pilosa, Epilobium angustifolium, Vaccinium Myrtillus, V. Vitia idaca, Monotropa Hypopitys, Pirola
chlorantha, P. umbellata, P. uniflora, Aira flexuosa, Avena praecox, Molinea cocrulea, Nardus
stricta. Auf feuchterem (moosigen oder moorigen) Sandboden der Kiefernwälder finden sich: Lin-
naea borealis, Galium boreale, Vaccinium uliginoaum, Einpetrum nigrum, Tricntalis europaea,
Goodyera repens. —
Die Laubholzwalduifgen des Gebietes, die zum Tlieil ihrer Schönheit wogen berühmt sind,
(Stübnitz, Granitz) bestehen zumeist aus Buche und Eiche; andere Baumarten nehmen nur
untergeordnet und vereinzelt Theil an der Bildung der Wälder — die Birke findet sich zuweilen
in grösserer Verbreitung. Die Bäume, welche als seltenere Bestandthcile des Waldes auf treten,
sind: Tilia parvifolia, Acer Pseudoplatanus, A. platonoidcs, Prunus avium, Pyrus communis, P.
Malus, P. torminalis, P. aucuparia, Ulmus campestris, U. eftusa, Betula alba, B. pubcscens.
Hieran reihen sieh die Sträuchcr und niedern Bäume, welche den Niederwald zusamtnen-
sotzen und sehr häufig die Waldränder umgeben: Evonymus europaca, Rhamnus carthartica (als
Bäume auf der grossen Vilm bei Putbiis von Herrn Prof. Munter gefunden) Rh. Frangula, Prunus
Padus, P. spinosa, Rubus, Rosa, canina, Crataegus Oxyacantha, Cr. Monogyna (auf der Greifa-
walder Oie nach Mittheilung des Herrn Prof. Miinter als hoher Baum) Ribes nigrum, Viburnum
Opulus, Lonicera Periclymenum, Ilex Aquifoliuin, Corylus Avellana, Carpinus Betulus, Populus
tremula. Weit seltener sind: Berberis vulgaris, Acer campestre, Ribes alpinuin, R. rubrum, Cor-
nus sanguinea, Lonicera Xylosteum, Daphne Mezereutn und Taxus baccata.
Die Laubholzwaldungen bedürfen eines an Nahrungsstoffen reicheren Bodens, als die
Nadelhölzer; sie sind im Gebiete auf einem sandigen und strengen Lehmboden verbreitet, ohne
Ausnahme vielleicht ist demselben Kalk beigemischt; da die Buche nur auf einem kalkhaltigen
Boden gedeihen kann und dass dieser Gehalt an Kalk vorhanden ist, wird weiter dadurch be
stätigt, dass eine Gruppe von Pflanzen, welche desselben für ihre Existenz bedürfen, allgemein
verbreitet in den hiesigen Laubwäldern Vorkommen, wie: Anemone hepatica, Impatiens nolitangere,