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Nach diesem Verzeichniss besitzt das Gebiet als eigentümlich gegen Mecklenburg 37,
gegen das übrige Pommern 45 Arten; eigentümlich für Mecklenburg sind 90, für Pommern 120
Arten. Ziehen ’wir von diesen letztem die Zahl der Arten ab — 52 — , welche in beiden Nach
barländern gemeinsam Vorkommen; so bleiben für Mecklenburg 38, für Pommern 68- eigentüm
liche Arten und diese Verhältnisse sprechen dafür, dass die Flora des Gebietes in engerer Ver
wandtschaft zu der des ersteren Landes steht. —
Verhältnissmässig nur wenige Arten, welche eine characteristische, westliche Verbreitung
haben, erreichen den östlichsten Punkt ihres Vorkommens in Mecklenburg (Ranunculus hcderaceus,
Cytisus anglica, Jurinea cyanoides, Cicendia filiformis, Avena tenuis); eine weit grössere Zahl der
selben ist bis in das Gebiet verbreitet, ohne aber dessen östliche Grenze zu überschreiten, so be
sonders viele Repräsentanten der Seestrand- (Salz-) flora, welche mit der Mecklenburgs völlig über
einstimmt. Dagegen dringen auch nur sehr wenige der im übrigen Pommern vorkommenden, öst
lichen Arten bis in das Gebiet vor. Der Lauf der Flüsse, der Peene und Oder, welche der Ver
breitung der Arten erschwerende Hindernisse entgegenstellen und das Fehlen solcher Hindernisse
gegen Mecklenburg hin, ist der Hauptgrund dieser Erscheinung der schärferen Abgrenzung nach
Osten und des Zusammengehörens des Gebietes in seiner Vegetation mit dem westlichen Nach
barlande. *)
Die auffallende Erscheinung, dass mehr als die Hälfte der Arten, die sich in Mecklenburg
finden, im Gebiete aber fehlen, östlich von dem letztem wieder auftreten, beruht sicher nicht allein
auf der zufälligen Verbreitung der einzelnen Arten, sondern es mögen für einen grossen Thcil der
selben die klimatischen Verhältnisse des Gebietes von Einfluss sein; so ist anzunehmen , dass die
durch die nahe See bedingte, beträchtliche Luftfeuchtigkeit die Existenz mancher Trockenheit
liebender Pflanzen ausschliesst und diese Arten würden so eine Grenzlinie des Vorkommens haben,
welche in grösserer oder geringerer Entfernung von der Küste mit dieser parallel läuft.
Verbreitungsbezirke und Vegetationslinien.
Bei der geringen Ausdehnung des Gebiets lässt sich kaum erwarten, dass dasselbe den
Verbreitungsbezirk irgend einer Pflanze umfasst, wenn trotzdem einige Arten auf das Areal be
schränkt scheinen, beruht die Ursache vvold nur in der weniger sorgfältigen Erforschung der be
nachbarten Floren, in denen die meist schwer zu unterscheidenden Arten nicht fehlen werden; aber
bis jetzt übersehen sind. Dies gilt von zwei Rubusarten, R. Münteri und R. mncranthelos, die
von Marsson unterschieden und nur im Gebiete gefunden sind. Durch den gleichen Grund lässt
sich auch das ganz vereinzelte Auftreten von Atriplex Babingtonii. Woods., Ranunculus Baudotii.
Godr. und Alopecurus arundinaceus. Poir. erklären. **)
Weit grösser ist die Anzahl der Arten, deren Verbreitung nach einer Richtung hin inner
halb oder an den Grenzen des Gebietes endet. Die folgende Aufzählung enthält die Arten, deren
Vegetationsgrenzen das Gebiet berühren; die Richtung derselben ist durch ein vorgesetztes N, O,
S, W bezeichnet und den Pflanzen, welche Strandpflanzen sind, ist ein + vorgestellt. Die Arten,
welche in Neuvorpommern und Rügen noch Vorkommen, auf den dänischen Inseln aber fehlen oder
*) Ucber den Einfluss, welchen der Lauf der Flüsse auf die Verbreitung der Pflanzen übt, vergl.
Sendtner Vegctationsverhällnissc von Südbayern pag. 226,
**) cfr. I. Jahresbericht des Naturwissenschaftlichen Vereins in Greifswald : Dr. Marsson. lieber die
Verbreitung der Phanerogamen in Neuvorpommern, Ifügcn und Usedom.
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