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passend erscheint, wird an seiner oberen und unteren Grenze durch den Widerstand
je einer Rippe gehindert, nur der unterste Theil der Berührungslinie des Herzens
mit der Brustwand, die Herzspitze, wird nicht von zwei Puncten her zurückgehalten,
sondern von nur einem, nämlich dem oberen Puncte, dieselbe wird also nur
die Hälfte des Widerstandes erfahren, den jedes andere Intercostalsegment des
Herzens erleidet.
Ausserdem kommt hier in Erwägung, dass, wenn man an jeder einzelnen
Stelle der Berührungsfläche des Herzens mit der Brustwand das Verhältniss der
Muskelmasse zum Lumen oder zum auszutreibenden, also gewissermassen conpri-
mirbaren Inhalt untersucht, von welchem zugleich die Härte des betreffenden Herz-
theils abhängt, gefunden wird, dass von der Basis fortschreitend zur Spitze dies
Verhältniss immermehr zu Gunsten der Muskelatur ausfällt, sodass an der Herz
spitze die harte Muskulatur bedeutend überwiegt, und dieser Umstand an sich
schon das Eindringen der Spitze begünstigt.
Es fragt sich nun: Wie kommt die Lokomotion der Herzens von oben nach
unten mit Meichzeitiger Rotation von rechts nach links zu Stande?
Wenn man bedenkt, dass gewichtige Stimmen überhaupt jede Locomotion
geleugnet haben, bis dieselbe ad oculos demonstrirt worden ist, wenn man ferner
bedenkt, dass über die Art des Zustandekommens der einzigen Bewegung von
oben nach unten, sich noch immer verschiedene Ansichten gegenüber stehn, so
könnte man glauben, dass die Schwierigkeit in der Beantwortung der Präge noch
wachsen müsste, wenn man zugleich auch noch die Rotation erklärt sehn möchte.
Dies ist indessen nicht der Pall.
Es stehn sich über die Lokomotion von oben nach unten vorzüglich zwei
Ansichten gegenüber. Einmal die von Soda, dass die Lokomation hervorgerufen
würde durch den Rückstoss, der bei der Systole aus dem Herzen getriebenen
Flüssigskeitsmenge, also die Rückstosstheorie, und zweitens die Theorie, welche
behauptet, dass durch das in die grossen Gefässe getriebene Blut eine Erweiterung
und zugleich zur Bewältigung der grösseren Fülle eine Längstdehnung derselben
stattfände, so dass also das an ihnen befestigte und suspendirte Herz ebenfalls der
Dehnung nach unten folgen müsse. (Bamberger).
Ganz abgesehen davon, dass beide Theorien ganz wohl neben einander
bestehen könnten, da schon Skoda einräumt, dass wenigstens unter Umständen
auch noch andere Momente mit ins Spiel kommen könnten, so muss man doch
wohl, wenn es sich darum handelt, das Verhältniss beider Momente abzuschätzen,
der letzteren Theorie von der Gefässdehnung, die von Bamberger vertreten wird,
den grössten Antheil zumessen, denn einerseits ist Längsdehnung der Gefässe bei
grösserer Blutfüllung, da dieselben elastisch sind, eine physicalische Nothwendigkeit.
andererseits ist dieselbe, von Bamberger (an Thieren wenigstens) deutlich beobachtet,
während der Rückstoss. wenn derselbe vorhanden ist, bei den keineswegs so ein-