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dieselbe sich aufwärts und wurde wieder fühlbar. Hebel- und Rotationsbewegungen
waren nicht deutlich, indessen will Bamberger letztere für die Herzbasis auf Grund
seines negativen Befundes nicht leugnen.
Das Herabrücken des Herzens wird also bestätigt und von Bamberger durch
Längsdehnung der grossen Gefässstämmen erklärt. Gefässdehnung bei der Systola
und daraus folgende Verschiebung des Herzens nach abwärts nebst ausgedehnter
Rotation von links nach rechts mit dem Typus der Spirale beobachtete Bamberger
dann später noch genau bei Thieren.
Der hier vorliegende Fall nun betrifft einen 35jährigen Mann, welcher
an einer eitrigen Pleuritis litt mit reichlichem und stark zunehmendem Exsudat.
Als es dem Kranken unmöglich wurde, genügend zu athmen, als derselbe nur noch
aufrecht im Bette sitzen konnte, wurde auf Grund der Indicatio vitalis beschlossen,
eine breite Thoraxfistel an zulegen. An ein Wiederaufkommen des Kranken war
kaum zu denken, weil er durch früheren, unzweckmässigen Lebenswandel und ferner
durch die Erkrankung zu sehr herunter gekommen war, sodann aber, weil das
Exsudat zu massig geworden war und zu lange bestanden hatte, um noch ein
Wiederausdehnen der stark comprimirten Lunge zu ermöglichen, während ein Ein
sinken des Thorax im richtigen Verhältniss zur Lungencompression nicht denkbar
war. Durch die Fistel wurden dann 4 Metallschalen (im Ganzen circa 8000 Cubcent.)
eines ziemlich dicken Eiters entleert; der Kranke befand sich wesentlich dadurch
erleichtert.
In den nun folgenden Tagen wurde der Thoraxraum zweimal täglich mit
Wasser ausgespühlt bis die Flüssigkeit klar und geruchtlos abfloss. Der Hohlraum
verringerte sich freilich etwas, denn es liess sich nicht so viel Wasser mehr wie
anfangs, hineintreiben, und die Verdrängungserscheinungen gingen ebenfalls zurück.
Das Herz, welches anfangs total nach der rechten Brusthälfte gedrängt war, näherte
sich nach und nach mehr der F'istel.
Indessen stellte sich Gangrän der Wundränder ein. Hierdurch und durch die
immer grösser werdende Abmagerung des Patienten vergrösserte sich die Fistel
öffnung so bedeutend, wie sie schliesslich im Sectionsbefunde folgendermassen be
schrieben ist: »Bei der hochgradig abgemagerten Leiche befindet sich an der linken
Seite der Brust, 3 Centimeter vom Sternum entfernt, im 4ten Intercostalraume
eine 5 Centimeter lange, 3 Centimter breite, durch eine schmale Muskelbrücke
in zwei Hälften getheilte Fistelöffnung, welche in das Innere der Pleurahöhle führt.
Die Wundränder sind grün-schwärzlich. Nach entfernung der Haut bemerkte man, wie
die Gangrän nach oben greifend die 4te Rippe in grosser Ausdehnung freigelegt hat.« : )
') Aus dem weiteren Sectionsbefunde ist für die folgenden Beobachtungen noch wichtig
hervorzuheben, dass sich an der Aussenfläche des Herzbeutels, wenn auch nicht unmittelbar an
der Spitze des Herzens, so doch in der Nähe desselben zwei kleine, runde Blutextravasate fanden
Der Herzbeutel war theilweise verwachsen und enthielt eine geringe Menge von Flüssigkeit.