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der Haut zurück, indem dadurch die epithelialen Gebilde sehr hervortreten und
gleichsam das Uebergewicht in der Ernährung erhalten. Auch das Sarkom ist nach
Virchow im Allgemeinen eine Geschwulst des reifen Alters. Fälle von congenitalem
Sarkom sind fast gar nicht bekannt. Werden congenitale Warzen und Mäler Sitz
dieser Neubildung, welches nicht so ganz selten der Fall ist, so geschieht diese
Umwandlung doch gewöhnlich erst im höheren Alter. Nur wenige Geschwulst
formen kommen schon bei jüngeren Individuen vor, und hierher rechnet Virchow
die sogenannte Myeloidgeschwulst und demnächst die fibroplatischen Geschwülste
und Osteoide.
Männer disponiren im Allgemeinen mehr als Frauen zu Geschwulsterkran
kungen, doch gehen diese häufiger daran zu Grunde. Es hat dies seinen Grund
darin, dass bei ihnen gerade so oft die Genitalien von Geschwülsten befallen werden^
welche natürlich der Exstirpation nicht immer so zugänglich sind. Als prädispo-
nirendes Moment ist ausserdem für Frauen noch die Schwangerschaft zu erwähnen.
Die verschiedenen Lebensverhältnisse scheinen eigentlich keine besondere
Rolle zu spielen, da reiche Leute ebenso sehr als arme, in schlechten Verhält
nissen lebende Individuen, an Neubildungen aller Art erkranken.
Unter den localen Bedingungen kennen wir nur locale mechanische und
chemische Einwirkungen, welche bei disponirten Leuten die Geschwulsterkrankung
veranlassen können. Während ein Trauma der Tibia bei einem nicht disponirten
Individuum eine Periostitis erzeugt, veranlasst es bei disponirten ein Osteosarkom.
Dieser Zusammenhang ist durch sehr viele Beobachtungen festgestellt, ganz beson
ders gerade auch für die Entstehung der melanotischen Geschwülste des Auges.
In der internen Medicin finden wir ein Analogon hierzu in der Entwickelung der
Phthisis aus einem Bronchialkatarrh. Nur dann artet ein Katarrh in Schwindsucht
aus, wenn er ein zu dieser Krankheit disponirtes Individuum befällt. Die Erfahrung
lehrt, dass vor Allem die besonders äusseren Schädlichkeiten ausgesetzten Stellen
des Körpers, wie die Haut, die Ostien, die Genitalien, der Oesophagus, der Magen
etc. so gern Sitz von Geschwülsten sind. Virchow erwähnt das häufige Vorkommen
von Krebs in dem im Leistenkanal zurückgebliebenen Hoden, welcher anhaltendem
Druck und Zerrungen ausgesetzt ist. Es giebt wohl kaum eine Geschwulst, bei
der sich der Einfluss einer örtlichen Veranlassung deutlicher geltend macht, als bei
den Sarkomen. Damit hängt dann auch zusammen, dass krankhafte Veränderungen
der Gewebe, wie Narben und Knochenbruchstellen, so leicht der Ausgangspunkt
dieser Neubildung werden. Den Narbensarkomen zunächst stehen diejenigen Formen,
welche sich nach wiederholten Reizungen und Entzündungen entwickeln. Waldeyer
macht am Schlüsse seiner schon erwähnten Abhandlung, wo er auf die Aetiologie
des Krebses zu sprechen kommt, darauf aufmerksam, dass es ihm bei seinen Unter
suchungen immer aufgefallen sei, dass in den jüngsten Entwickelungszonen der
Krebse eine so reiche Vascularisation des Gewebes mit Anhäufung farbloser Blut-
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