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und Bösartigkeit ausgesprochener als in derjenigen der Sarkome. Man ist daher
auch lange Zeit in Zweifel gewesen, welcher von beiden Geschwulstarten der Vor
rang in Bezug auf maligne Eigenthümlichkeiten gebührt, indem wir Eigenschaften
bei den Sarkomen antreffen, die den Krebsen ebenfalls zukommen und wodurch
diese gerade so gefürchtet sind. Und in der That giebt es Sarkomformen, die in
Beziehung auf Malignität den Carcinomen kaum nachstehen. Die 1 rognose der
Sarkome wird ausser nach ihrer anatomischen Structur wesentlich bestimmt einmal
nach ihrem Sitz und ihrer Grösse wie überhaupt nach ihrem Verhalten zu der Lo-
calität, und dann nach ihrer Infectionsfähigkeit, d. h. nach ihrem Verhalten zum
Gesammtorganismus. Im Allgemeinen gilt als Regel, dass die weichen Sarkome
eine schlechtere Prognose geben als die harten oder festen, die saftreichen eine
ungünstigere als die weniger saftreichen. Mit Ausnahme der schwarzen Sarkome,
der Melanosen, die mit Recht für die gefährlichsten gehalten werden, gelten nur
für die Medullarsarkome allgemeine Regeln über Malignität: Alle kleinzelligen
Sarkome sind gefährlicher als die grosszelligen, ganz abgesehen \ on der I orm,
welche die Zellen haben können. Da wir aber nun wissen, dass die Geschwülste
im Stande sind, sich in ihrem Verlauf zu ändern, dass z. B. ein Fibrom zu einem
Sarkom, eine Warze zu einem Krebs, ein Naevus zu einem Melanom, dass ein
Fibrosarcom medullär werden kann, so lässt ?ich ein sicheres prognostisches Urtheil
nur gewinnen, wenn man daran festhält, dass die Sarkome an sich weder gutartig
noch bösarti«- sind, dass sie vielmehr eine unschuldige Periode haben, später aber
bösartig werden können, und dass in Beziehung auf diese beschränkte Bösartigkeit
eine gewisse Stufenreihe zwischen den verschiedenen Unterarten des Sarkoms be
steht ^Virchow: krankhafte Geschwülste B. II. pag. 266.) Von besonderer Bedeut
ung für den Praktiker ist der Sitz der Sarkome mit den daraus hervorgehenden
Störungen, welche natürlich mit der wachsenden Grösse der Geschwulst zunehmen.
Eine anatomisch an sich gutartige Form kann für den Arzt dadurch, dass sie sich
in lebenswichtigen Organen entwickelt und durch ihr weiteres Wachsthum dem
Patienten gefährlich wird, geradezu zu einer bösartigen werden, und die Entfernung
derselben kann dringend geboten sein. Als eine charakteristische Eigenthümlichkeit
der Sarkome wird die in den meisten Fällen rundliche scharf abgegrenzte Form
und die deutliche Abkapselung sowie die meistentheils vorhandene Verschiebbarkeit
auf dem Mutterboden hervorgehoben, durch welche Eigenschaften gerade die Sar
kome gegenüber den Krebsen, die als diffus infiltrirte Neubildungen erscheinen,
sich den Ruf der Gutartigkeit verschafft haben. Es kommt hierbei aber sehr auf
das Verhältniss an, in dem sie zu ihrer Umgebung stehen. Die verschiedenen Gewebe
sind sehr verschieden widerstandsfähig gegen die vordringende Geschwulstbildung.
Das Bindegewebe hat von allen Geweben die grösste Disposition zur Weiterver
breitung; nach diesen! kommt das Fett- und Muskelgewebe. Eine grössere Re
sistenz zeigen das Periost, die Sehnen, Ligamente, Knorpel etc. Bildet sich also