Full text: (Band XIX.)

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dass wir sie im Gegentheil oft erst zur Behandlung bekamen, wenn die Krankheit 
ihre Acme schon erreicht hatte; ferner dass wir die Kranken möglichst bald, das 
heisst sobald wir sie, ohne Schaden für ihre Gesundheit befürchten zu müssen, den 
reglementmässigen Diätfonnen anheimgeben durften, fortschaffen Hessen. Wir beeilten 
uns damit so sehr, theils um Platz zur Aufnahme neuer Kranker zu bekommen, theils 
auch um für die Schwerkranken möglichst grosse Ruhe herzustellen, theils endlich 
um die Reconvalescenten in eine weniger ernste Umgebung zu versetzen. 
Unter den nur so kurze Zeit bei uns verweilenden Kranken zeigten einige ganz 
exquisite Abortivformen des Typhus; Kranke, die anscheinend mit dem schwersten, 
frischen Typhus aufgenommen wurden, waren oft binnen wenigen Tagen vollständig 
abgefiebert. Ein gutes Beispiel hievon giebt folgende kurze Krankengeschichte: 
Trainsoldat Steinemann, 28 J. alt, erkrankte am 13. October vor Metz; er 
ward sofort einem Sanitätszuge übergeben, kam am 16. in Hamburg an und ward 
am 20. in unsere Station übergeführt. Es zeigten sich alle Symptomen eines begin 
nenden schweren Abdominaltyphus und es wurde die entsprechende Therapie einge 
leitet. Bis zum 27. blieb die Temperatur andauerd hoch und es wurden täglich drei 
kalte Bäder nöthig; dann sank die Fieberhitze in den nächsten Tagen unter starken 
Schweissen, das Befinden wurde gut, die Diarrhoeen hörten auf und ohne jeglichen 
Zwischenfall trat völlige Reconvalescenz ein. 
Von diesen binnen 10 Tagen verlaufenden bis zu den allerschwersten Fällen, 
boten sich alle möglichen Uebergänge. Von den oben erwähnten 70 Kranken blie 
ben in unsrer Station: 
1—10 Tage (nicht unter 9 T.) 3 
10—20 Tage 22 
20—30 Tage 33 
30—40 Tage 9 
40—50 Tage 2 
50—60 Tage (58 T.) 1 
Einige Male ereignete es sich, dass der Krankheitsproeess völlig abgelaufen 
schien, der Patient völlig wohl, die Temperatur auf normaler Höhe war und dann 
plötzlich eines Tages hohe Fiebergrade ein Wiederauflackern des für erloschen ge 
haltenen Feuers anzeigten; ein ausgezeichnetes Beispiel davon war der Füsilier Engelke 
Lindemann (der 58 Tage auf unsrer Station blieb), bei dem schon vorher die höchste 
von uns beobachtete Temperatur (42,2°) gemessen wurde. — Ein und dreissig Tage 
lang hatte heftiges Fieber bestanden, als in drei Tagen völliger Abfall der Tempera 
tur erfolgte. Vier Tage hindurch hielt sich die Körperwärme auf völlig normaler 
Höhe; am fünften Tage stellte sich etwas Kopfschmerz und leichte Temperaturerhöhung 
(38,8°) ein, die am folgenden Tage auf 40,0° stieg und uns nöthigte, wieder Bäder 
und Chinin anzuwenden. Die Körperwärme erreichte jedoch keine so excesive Grade
	        
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