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dem zuletzt erwähnten allerdings zugleich typhöse Geschwüre sich vorfanden. Dem
nach hat man vielleicht einige Berechtigung, anzunehmen, dass der Typhus bei diesen
drei Kranken durch ein ruhrartiges Uebel complicirt war. Weshalb sollten sich auch
nicht einmal beide Krankheiten bei einem Individuum finden? In unserm Heere
waren beide in fast gleicher Ausbreitung epidemisch; wenn wir nach der jetzt am
allgemeinsten angenommenen Ansicht Pilzkeime für das die Krankheit erzeugende
Moment ansehen, so ist nichts natürlicher, als die Auflassung, dass unsre Patienten
zufällig in der Lage waren, sich mit beiden Giften zu inficiren, dass beide bei ihnen
einen günstigen Boden gefunden haben und so die Armen dem vereinten Angriff
zweier Feinde erlegen sind, von denen jeder einzelne leider nur zu oft stark genug
ist, den kräftigsten Mann hinzuraffen.
Am meisten deprirnirend waren einige Todesfälle bei Leuten, denen allem An
schein nach eine günstige Prognose zu stellen war. Am 24. October war ich zu
meiner Nachmittagsvisite nach Baracke 10 gegangen und beschäftigte mich eben mit
einem neu angekommenen Kranken, als plötzlich ein Wärter aus dem Badezimmer
gelaufen kam, ängstlich rufend: „Dank ist ohnmächtig!“ Sofort eilte ich hinzu und
sah den Patienten an allen Gliedern erschlafft und schwer röchelnd im Bade liegen;
augenblicklich Hess ich ihn herausnehmen, in sein Bett bringen und stellte energische
Wiederbelebungsversuche an. Alles war vergebens! — Was war die Todesursache?
ln aller Kürze will ich Krankengeschichte und Sectionsprotocoll ausziehen:
6) Friedr. A. Dank erkrankte vor Metz am 20. September an blutigem Durch
fall, der sieben Tage lang angehalten haben soll. Am 2. October kam er in Altona
an und befand sich zunächst nicht schlecht. Am 15. October Nachmittags ward der
Kranke unsrer Station überwiesen; er fieberte schwer, hatte starke Diarrhoe, belegte
Zunge, keinen Appetit; Leib druckempfindlich, Milzdämpfung gross. Der Kranke ward
in der nächsten Zeit mehrmal täglich kalt gebadet ; dabei war cs auffallend, dass er,
im Gegensatz zu den meisten andern Kranken einen grossen Widerwillen vor den
Bädern zeigte und nach jedem Bade einen längeren Schüttelfrost bekam. Im Uebrigen
war der Zustand den Umständen nach recht befriedigend. Am Nachmittag des
24. October ward Patient mit einer Temperatur von 40,5 0 zum Bade geführt; kaum
war er zwei Minuten im Wasser, als die oben erzählte Katastrophe eintrat. — Sec
tions bef und: Kräftiger, mässig abgemagerter Leichnam. Die Haut ist bleich und
zeigt an den Händen ausgesprochne Todtenflecke. Musculatur dunkel braunroth. Bei
der Eröffnung des thorax collabiren die Lungen nur mässig. Im Herzbeutel eine un
bedeutende Quantität gelblichen Serums; das Herz, von normaler Grösse, sehr schlaff,
enthält flüssiges Blut mit unbedeutenden Gerinnseln; seine Musculatur von blassröth-
licher Farbe, die Wand des rechten Ventrikels auffallend dünn. An den Aorten
klappen sind die noduli Arantii knorplich verdickt, wodurch jedoch die Schlussfähig
keit nicht beeinträchtigt ist; übrigens am Herzen nichts Abnormes. Die linke Lunge