Full text: (Band XIX.)

3) Dragoner Seefeldt, 24 Jahre alt, erkrankte am 20. September vor Metz; 
harn am 9. October nach Hamburg - Altona. Bei seiner Aufnahme hatte er Fieber' 
Husten, wenig Durchfall, keinen Appetit; die Zunge war roth, der Leib druckempfind 
lich. Nach einigen Tagen stellte sich etwas Decubitus ein; die Temperaturen stiegen 
nur Abends auf eine beträchtliche Höhe. Am 13. ward der Stuhlgang blutig und 
sehr häufig; die Schwäche nahm rasch zu und am 15. Abends um 9 Uhr verschied 
der Patient nach kurzer Agonie. 
Bei der Section zeigten Brustorgane, Milz, Dünndarm den für Typhus cha- 
racteristischen Befund. „Der Dickdarm“, heisst es im Sectionsprotocoll, „enthält eine 
bedeutende Menge übelriechender, gelblicher Flüssigkeit; seine Schleimhaut ist stark 
mjicirt und zeigt im Colon ascend, eine ziemliche Anzahl vernarbter Geschwüre mit 
zackigen, unregelmässigen Rändern, deren Basis von der Muscularis des Darms ge. 
bildet wird. Das colon transv. und descend sowie das rectum befinden sich im Zu 
stand der Zerstörung durch Einlagerung colossaler diphtheritischer Massen.“ 
Der zweite hieher gehörige Fall war folgender: 
4) Füsilier Haibien, 23 Jahre, erkrankte vor Metz am 10. September, kam am 
20. nach Altona; auf der Reise dahin stellte sich Diarrhoe ein. Am 4. October sah 
ich den Kranken zuerst; er klagte über Durchfall und viel Durst. Wenig Husten 
hinten etwas katarrhalisches Rasseln. Leib druckempfindlich, Milzdämpfuno- frross .’ 
hohes Fieber, das von jetzt an mit kalten Bädern und Chinin bekämpft wurdet Die 
Diarrhoeen hielten an, wurden vom 10. an blutig; vergebens bekämpfte man sie mit 
tinct. thebaic, und acid, tannic. Die Entkräftung nahm rapid zu; die Temperaturen 
erhoben sich zu keiner sehr beträchtlichen Höhe mehr. Die blutigen Ausleerungen 
hielten an und nahmen einen penetranten, foetiden Geruch an; der Verfall war ent 
setzlich, wiewohl der Appetit nie ganz schwand und täglich kräftige Bouillon, Wein 
und eine kleine Portion fein geschabtes rohes Fleisch gereicht wurde. Am 20. October 
Morgens um 1 Uhr verschied er, nachdem er eine Stunde früher sanft eingeschlum 
mert war. 
Die Section ergab auch hier in Lungen, Milz, Mesenterialdrüsen, Dünndarm 
den bekannten Typhusbefund; in letzterm zeigten sich neben zahlreichen frischen auch 
einige schon in Vernarbung begriffene Geschwüre. „Noch weit beträchtlicher“, lautet 
der Sectionsbericht weiter, „sind die Veränderungen im Dickdarm; das colon tisc. ist 
nur sehr stark mit Blut injicirt, geschwellt und geröthet; das colon transv. aber ist 
durch colossale diphtheritische Einlagerungen gänzlich entartet und bis auf 5—6 Mm. 
Wandstärke verdickt, enorm schwer. Das col. desc. ist nicht ganz so stark ergriffen, 
sondern an einzelnen Partien frei von diphtheritischen Einlagerungen, aber doch stark 
mjicirt, geschwellt und seine Schleimhaut gelockert. Das rectum dagegen zeigt sich 
fast in noch höherm Grade entartet als dzs col. transv.; seine Wand ist noch "dicker 
und das lumen so verengt, dass es nur mit Mühe gelingt, einen Finger einzuführen.«
	        
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