dessen Theilbarkeit, wie Trousseau sagt, in’s Unendliche geht. Auch ist nicht allein
die Uebertragbarkeit von Masern durch das Blut von Masernkranken, worin man
ebensowenig specifische Stoffe gefunden hat, erwiesen, sondern es sind selbst durch
Reiter 13 ) in München nach einem neuerdings gemachten Versuche durch das Blut
eines vor 8 Tagen geimpften Kindes echte Vaccinepusteln erzeugt worden. Wenn
derartige Experimente mit dem Blute von Blatternkranken nach Niemeyer noch nicht
gelungen sind, so ist dagegen einzuwenden, dass die Versuche sehr vereinzelt sein
müssen, weil mir die sorgfältige Durchsuchung der Literatur bis in die 20ger Jahre
zurück, so weit umfassende medicinische Jahresberichte vorliegen, nichts diese Frage
Betreffendes ergab und dass hier einzelne Versuche nicht hinreichen, da man bloss
auf die von überaus zahlreichen, gediegenen Forschern angestellten Fehlversuche
Variola auf Kühe zu übertragen, was schliesslich doch gelungen ist, hinzuweisen
braucht, um die Schwierigkeiten solcher Untersuchungen zu begreifen. Die bei ana
logen Krankheiten gewonnenen Resultate lassen sogar mit grösster Wahrscheinlichkeit
auf ein gleiches für Variola schliessen. Ueberdiess sind von Gusserow 14 ) experimen
telle Untersuchungen, betreffend den Uebergang von medicamentösen Stoffen in den
Kreislauf des Fötus, mit positivem Erfolge angestellt worden. Nach längerem Jod
kaliumgebrauch der Schwangeren kurz vor der Geburt gaben Harn und theilweise
auch das Fruchtwasser des Neugeborenen dieselbe Jodreaction, wie der Harn der
Mutter. Diese Daten mögen genügen, um zu zeigen, dass man auch abgesehen von
dem fehlenden Nachweis eines anderen Infectionsmodus, berechtigt ist, die Blutbahn
als die Poststrasse anzusehen, auf der Stoffe aus dem mütterlichen Organismus in
den Fötus übergen.
Demgemäss finden wir auch in der Literatur 15 ) Fälle aufgezeichnet, wo die
Früchte theils mit Blatternnarben, theils mit Blatternexanthem in den verschiedensten
Stadien geboren sind, ohne dass die der Ansteckung ausgesetzten Mütter selbst an
der Krankheit gelitten haben. — Wie es mit der Empfänglichkeit des Fötus steht,
darüber lassen sich keine bestimmten Angaben machen. Ist man auch einerseits ver
sucht, nach der grossen Empfänglichkeit des Neugeborenen Rückschlüsse auf den
Fötus zu machen, so giebt’s andrerseits wieder zu viele Fälle, wo die Früchte trotz
Durchseuchung der Mütter während der Schwangerschaft, scheinbar ganz gesund ge
boren werden. Der Zeitabstand kann nicht massgebend sein, wo ein solcher Wechsel
in dem ganzen vegetativen Leben des Kindes eingetreten ist. An die Intensität der
Wirkung des Blatterngiftes lässt sich schon eher in Bezug auf ihre Folgen ein Mass
stab anlegen, denn es steht fest, dass die schwereren Formen der mütterlichen Krank-
•
,3 ) Bair. Intell.-Bltt. 1S72 No. 15.
'*) „Zur Lehre vom Stoffwechsel des Fötus.“ (Separatabdruck aus dem Arch, für Gynä
kologie. Bd. III. Heft 2. Leipzig 1871.)
15 ) Burserius. 1. c. pag. 155 et seq.