Full text: (Band XIX.)

In den zum Tode führenden Fällen war das Verhalten der Temperatur vor 
dem Eintritt desselben ein sehr verschiedenes, unabhängig von Form und Dauer der 
Erkrankung. — Unter den Fällen von Variola hämorrhagica befindet sich einer (s. o. 
Fall 1) wo die moribunde Patientin nach einem längeren Transport eine Aufnahms 
temperatur von 35,6 zeigte, die in den nächsten 12 Stunden bis zum Eintritt des 
Todes noch bis 34,0 herunterging. Bei zweien sank die ohnehin nicht hohe Tempe 
ratur vor dem Tode auf 37,4 resp. 38,2. Temperaturen die sich leicht durch den 
bedeutenden Blutverlust erklären. In 2 Fällen trat der Tod bei 40,0 ein. — Unter 
den Fällen von confluirender Variola mit Hämorrhagien verlief der Fall 8. soweit er 
beobachtet wurde, ganz ohne erhöhte Temperatur. Unter gleichfalls niedriger Tem 
peratur, die sogar am Tage vor dem Tode auf 36,4 herabging, starb der Fall 16. 
Ein gewiss selten beobachtetes Sinken der Temperatur, das schon mehrere Tage dem 
Tode vorausging, sahen wir bei Fall 7. Aus der beigedruckten Curve ist zu ersehen, 
dass bereits 11 Tage vorher, im Beginn der Decrustation die Temperatur auf 35,6 
sank. Vier Tage vor dem Tode ging dieselbe auf 34,4 herab, 2 Tage später auf 32,8; 
abermals 2 Tage später erhob sie sich überhaupt, trotz mehrerer warmer Bäder von 
30° R. nicht mehr über 34,4, um bis zum eintretenden Tode auf 32,4 zu sinken. 
Patient war Delirant, und als solcher schwer im Bett zu halten, wobei Abkühlung 
zweifelsohne stattgefunden haben mag; doch bleibt eine derartige Temperaturerniedri 
gung ganz unerklärlich, zumal von irgend bedeutenden Blutverlusten nicht die Rede 
war. Sein übriges körperliches Verhalten bot des Auffallenden wenig; er schlief ab 
wechselnd, stand zwischendurch auf, wobei er recht kräftige Bewegungen machte. 
Der Puls war von normaler Frequenz, abwechselnd sehr klein und kräftiger. Die 
Respiration im Durchschnitt 36. Speisen nahm Patient nur wenig; trank aber reich 
lich Wein und Schnaps. Eine 12 stündliche Urinmenge per Catheter entnommen be 
trug 600 Cbctrn., hatte bei normaler Reaction ein specif. Gew. von 1025 und enthielt 
kein Albumen. Die Desquamation schritt langsam fort. 
In der Mehrzahl der Fälle bewahrte die Temperatur in den letzten Lebens 
tagen eine ziemlich gleichmässige Höhe zwischen 38,0 und 39,0°. 
Bei den meisten der an einfach confluirender Variola Gestorbenen, trat der 
Tod bei einer Temperatur von ca. 40° ein. 
Zu bemerken ist noch, dass in 3 Fällen, wo eine Complication mit croupöser 
Pneumonie (durch die Section bestätigt) bestand, man aus dem Verhalten der Tem 
peratur nicht auf eine solche Complication hätte schliessen können, da sie bei dem 
einen zwischen 38,2 und 39,4 schwankte, bei zweien nur einmal bei Ausbruch der 
Pneumonie 40,° erreichte, dann jedoch, nachdem bei einem derselben noch einen Tag 
lang eine Temperatur über 39,0 bestanden, sich zwischen 38,0 und 39,0 bewegte.
	        
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