Full text: (Band XIX.)

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Verlangens, dass er dem drohenden unheilvollen Ausgang zur rechten Zeit die ent 
scheidende Wendung geben möge 1 ). 
Wenn alle diese Erwägungen, Schlüsse und Vermuthungen, so wenig sie der 
Natur des Materials nach auf objective Gewissheit Anspruch erheben können, doch in 
ihrem Zusammenhänge mehr als bisher gelungen wahrscheinlich gemacht haben, dass 
Accius im Grundriss wie in der Durchführung seines Drama’s vorzugsweise von dem 
Vorbilde des Euripides abhängig war, ohne sich deshalb die Aufnahme geeigneter 
Elemente aus den Werken der beiden andern Meister zu versagen: so traf er mit 
seiner Wahl in der Hauptsache gewiss Sinn und Geschmack des römischen Publicums. 
Diesem konnte die alterthümliche Einfachheit des Aeschylus schon wegen des gerin 
gen Personals und der dadurch bedingten Beschränktheit der Handlung nicht Zusagen. 
Da der Odysseus des Aeschylus nicht einmal einen ebenbürtigen Begleiter (wie Neopto- 
lemos oder Diomedes) neben sich hatte, 2 ) so musste sich der Dialog wesentlich zwi 
schen ihm und Philoktet bewegen. Selbst eine anfängliche Verkleidung oder Ver 
wandlung des schlauen Laertiaden hatte der Dichter verschmäht 3 ), und nur durch 
die Länge der Zeit motivirt, dass er von seinem Feinde nicht sogleich erkannt wurde. 
Die Römer liebten ein buntes Personal 4 ) und verwickelte Handlung, wie es vergleichs 
weise am meisten Euripides darbot. Zumal der Philoktet desselben musste sie schon 
durch seinen politischen Gehalt und die patriotische Wendung gegen den Schluss vor 
zugsweise ansprechen. Die zarten innerlichen Vorgänge der Sophokleischen Dichtung, 
die feinen Umrisse einer reinen und edlen Jünglingsnatur wie des Neoptolemos hätten 
sie kaum zu würdigen gewusst. Dass der Philocteta des Accius sich dauernd dem 
Gedächtniss der Nation eingeprägt hat und noch lange gelesen ist, geht aus den 
häufigen Beziehungen Cicero’s und der Anführung bei Apuleius hervor, welcher also 
etwa dreihundert Jahre nach dem lode des Verfassers das Stück noch las, 
J ) Der Gestus des Anfässens im Sinne vertraulicher UebereinStimmung kehrt wieder auf 
tav. V n. 10 und 11: ein Jüngling, der den Priamus herbeigeführt zu haben scheint, um den Streit 
zwischen Paris und den Brüdern zu schlichten. Feiner XVII 2: Paris über die Schönheit der 
ihm zugeführten Helena staunend, legt einem Gefährten die Hand auf die Schulter. Schützend 
ist die Gebehrde der Flügelgottheit VI 12 VIII 17. 19. XIII 28. Damit sind zu vergleichen die 
abwehrenden Bewegungen derselben IX 20; der Klytaemnestra auf den Telephusreliefs XXXI 11. 
14. 17; des Priamus gegen Kassandra XIII 28; der weiblichen Gestalt gegen dieselbe XI 24 
XVI 34; der schönen, noch jungen Frau (gewiss nicht Hecuba), welche den das gezückte 
Schwert führenden Arm des Kriegers XIV 29. 30 zurückhält; Odysseus, der eben so den Arm 
des Agamemnon fasst, XXXI 12. 14. 
Dio 52 p. 551 gegen Ende. 
3 ) Dio a. a. O. p. 549. 
4 ) Diomedes p. 488 P. ‘at Latini scriptores conplures personas in fabulas introduxerunt, 
nt speciosiores frequentia facerent.’
	        
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