Full text: (Band XIX.)

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ist in diesen Darstellungen aus dem troischen Cyclus, wo immer Gelegenheit dazu 
geboten ist, beliebt J ). Wir sind also vollkommen berechtigt hier zunächst an die 
beschriebene Scene bei Euripides zu denken, wo die Phryger dem Helden ihre- 
lockenden Anträge machen, welche von der andern Seite Odysseus zu entkräften 
sucht. Nur dass statt ruhiger Rede und Gegenrede auf den Reliefs eine prägnante 
Situation gewählt ist, welche die drängende Entscheidung vor Augen stellt, freilich 
nicht auf jedem der drei Exemplare gleich anschaulich und zweifellos: man muss sich 
die der Wahrheit am nächsten kommende Bewegung jeder einzelnen Figur aus den 
Variationen heraussuchen, wie die richtige oder am wenigsten verdorbene Lesart aus 
der Variantensammlung. Denn ein gemeinsames künstlerisches Vorbild, dessen Her 
stellung und Verständniss Aufgabe der archäologischen Kritik ist, lag ja auch diesen 
handwerksmässigen Wiederholungen zu Grunde, wie verschiedenen Handschriften ein 
Archetypus. Und zwar wird die ausdrucksvollste Gebehrde wenn nicht durchweg als 
die ursprünglichste, doch der ursprünglichen Intention am nächsten stehende in An 
spruch genommen werden dürfen. Diese zeigt Philoktet auf no. 3. Eine lange, die 
Andern bedeutend überragende, abgemagerte Gestalt ist er in eiligem Vorwärtsschreiten 
begriffen. Mit einem grossen Schritt, den kranken Fuss voran, tritt er aus seiner 
Höhle heraus, Pfeile und Bogen in der Linken zusammengefasst wie ein Geräth, das 
er mit auf den Weg nimmt, die erhobene Rechte dem Jüngling weit und leidenschaft 
lich entgegenstreckend, im Gesicht der Ausdruck hastiger Erregung. Er scheint bereit, 
den Fremden auf ihr Schiff, dessen Bug und Ruder erblickt wird, zu folgen, sie zu 
eiligem Aufbruch dringend anzutreiben. In den beiden andren Exemplaren ist seine 
Haltung weniger stürmisch, gewissermassen einige Momente der Scene zurückverlegt. 
Er ist ebenfalls aus der Höhle herausgetreten, hat aber den verwundeten Fuss auf 
ein niedriges Felsstück aufgesetzt, und indem er in der Linken eine Anzahl Pfeile 
zusammenfasst, hebt er mit der Rechten einen derselben den Fremden entgegen, als 
ob er ihn diesen anbieten wollte und seine Kraft preisen. 2 ) Der phrygische Jüngling 
aber findet sich am unzweideutigsten ausgeprägt auf no. 2: seine Schritte sind hier 
ganz entschieden nach rechts (wo auf no. 3 das Schilf sichtbar wird) gerichtet. Er 
die phrygische Mütze geben dürfte (vgl. n. 16), dennoch scheint auch liier ein Hehn gemeint 
zu sein. 
Bei dem in Frage stehenden Jüngling des Philoktetreliefs ist an einen Helm schon des 
halb nicht zu denken, weil er übrigens unbewaffnet ist. Dass aber die phrygische Mütze, welche 
er trägt, nicht so „ganz bedeutungslos“ ist, wie Schlie S. 134 behauptet, dürfte sich aus obiger 
ziemlich erschöpfenden Zusammenstellung ergeben haben. 
') Vgl. besonders die Troilusrcliefs. 
’) Nach Schlie S. 142 droht er seinem Feinde damit, so dass „der freche Odysseus, der 
eben mit Gewalt gegen ihn vorschreiten will, plötzlich zu seinem Schrecken einsieht, dass es das 
Gerathenste ist, sich aus dem Staube zu machen,“
	        
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