Full text: (Band XVII.)

5m bemänteln, so bildet sich jener gefährliche Leichtsinn aus, der nach Herbarts An 
sicht nie vollständig ausgerottet werden kann. Bei diesem Leichtsinn ist der Sangui 
niker ein schwer, oder nie zu bekehrender Sünder, der um der äusseren Folgen 
willen wohl momentane, oberflächliche Reue, aber nie wirklichen, tief gehenden und 
Besserung bewirkenden Gram zeigt, und auf den das Wort Luthers passt, dass mit 
guten Vorsätzen der Weg zur Hölle gepflastert sei. 
Doch selbst bei treuer Mithilfe des Hauses will es der Schule manchmal 
nicht gelingen, einen Knaben in der acht- bis neunjährigen Schulzeit in Ordnung zu 
bringen, und dann ist es gerathen, ihn nach der Confirmation sofort einem Lehrherrn 
zu übergeben. Denn bleibt er in der Schule, ohne sich durch den Unterricht bessern 
zu lassen, so erstarken gerade in der nun folgenden Uebergangsperiode zur Mannbar 
keit und Selbstständigkeit seine sanguinischen Fehler derartig, dass auch der nach 
her zu spät zur Anwendung kommende Einfluss der practischen Lehre zur erfolg 
reichen Bekämpfung derselben zu schwach ist, und diese im glücklichsten Falle nur 
noch durch ganz ausserordentliche und schwere Lebensschicksale bewirkt werden kann. 
Wenn nun mit einem jungen Sanguiniker, an welchem die erziehlichen Be 
mühungen der Eltern und Lehrer ohne den rechten Erfolg geblieben sind, durch 
den Uebertritt in das practische Leben der letzte Besserungsversuch gemacht werden 
soll, so hat die Wahl des Berufes, welche für jedes Temperament von grosser Be 
deutung ist, wiederum für das sanguinische die höchste Wichtigkeit. Ein Beruf, in 
welchem geistige Arbeit mit körperlicher Thätigkeit passend abwechselt und nicht 
allzugrosse Anstrengung erfordert wird, dürfte im allgemeinen sanguinischen Naturen 
am meisten Zusagen. 
Die Beseitigung oder wenigstens die Einschränkung der mehr negativen Eigen- 
thümlichkeiten des Sanguinikers wird aber in der Regel schon durch den Unterricht 
erzielt werden, sobald nur Schule und Haus ihre volle Schuldigkeit thun. 
Namentlich wird in den höheren Klassen die Vertiefung in einzelne Lehr 
objecte einen geistigen Genuss gewähren und so der Neigung zu äusseren, sinnlichen 
Freuden, für welche das sanguinische Temperament sehr empfänglich ist, Vorbeugen 
oder doch ein kräftiges Gegengewicht setzen.
	        
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