derer, welche von der Anwendung des kalten Wassers nichts wissen wollen, als
solcher, die dein Chinin jede Wirkung in andern fieberhaften Krankheiten als den
lntermittenten absprechen. Letztere erklären das Chinin für ein Specificum gegen
Malaria und einen ähnlich typischen Verlauf nehmende Fieberprocesse, eine allgemein
antipyretische Wirkung des Chinin aber bestreiten sie und weisen darauf hin, dass
eine solche Annahme, die ursprünglich bei Einführung des Mittels die herrschende
gewesen, längst durch Thatsachen widerlegt sei. Diesen Gegnern nun muss ich er
widern, dass die alte Ansicht von der Wirksamkeit des Chinin in Fieberprocessen,
wenigstens in den meisten Fällen, durchaus die richtige ist. In einigen ganz bestimmt
characterisirten Krankheiten lässt uns das Medicament und auch das kalte Wasser
allerdings in Stich, wie ich in der letzten These erörtern werde. Indem man diese
Fälle mit den viel häufigeren, in welchen beide Mittel von grosser Wirkung sind,
urtheilslos zusammenwarf und vor allem viel zu kleine Dosen Chinin gab, brachte
man es für einige Zeit wirklich dahin, das Chinin in den meisten fieberhaften Krank
heiten als gänzlich unwirksam zu perhorresciren. Ich dagegen, gestützt durch eigne
Erfahrungen, die ich in meiner poliklinischen ihätigkeit zu Kiel, unter der Aegide
meines verehrten Lehrers, des Prof. Jürgensen, zu machen Gelegenheit hatte, kann
mit Bestimmtheit behaupten, dass in der grossen Mehrzahl der Fälle die Temperatur
fiebernder Patienten durch Dosen von 1—2 Grins. Chinin dauernd herabzusetzen
möglich ist. Zur Bekräftigung verweise ich übrigens noch auf den Aufsatz von
Liebermeister „Die antipyretische Wirkung des Chinin“ im deutschen Archiv
für klinische Medicin Bd. IIL, wo aus den beigefügten Tabellen die Wirksamkeit
das Mittel zweifellos hervorgeht. Vorzüglich kann ich das Chinin nebst den kalten
Bädern bei Typhus abdominalis empfehlen, jenem Prototyp fieberhafter Processe,
in welchem Temperaturabfälle von 40,4° C. bis 37,4° C. in 12 Stunden, ja
sogar von 40,2° C. bis 36,0 0 C., also bis aut eine Collabstempcratur in 24 Stunden
durch Chiningaben erreicht worden sind. Fast noch energischer ist die Wirkung des
kalten Wassers, mag man nun Vollbäder oder etwa nasse Einwicklungen vornehmen.
Es gelingt durch in Zwischenräumen von wenigen Stunden wiederholte Bäder sehr
häufig die Temperatur dauernd herabzusetzen, besonders sind grade bei Typhus ab
dominalis mit dem kalten Wasser so ausgezeichnete Erfolge erzielt worden, dass
diese Behandlung in Typhen von Tag zu Tag mehr Anklang findet. Doch auch in
Pneumonien, Pleuriten und andern von Fieber begleiteten Processen sind die heil
samen Wirkungen des kalten Wassers glänzend constatirt, und vorzüglich will ich
noch auf den Umstand aufmerksam machen, dass Patienten, welche mittelst kalter
Bäder und nebenbei mit Wein behandelt sind, sich ungemein schnell erholen und
überhaupt gar nicht so herunterkommen als diejenigen, welche nach alter antiphlo
gistischer Art mit Aderlass, einer Legion von Blutegeln und den stärksten Drasticis
beglückt wurden. Dabei ist übrigens durchaus nicht noting, dass man die Kranken