Temperaturen auf die Bewegungen des Protoplasma an. Der erste (S. die Abhand
lung „Ueber die in den Zellen der Vallisneria spiralis stattfindenden ßewegungs-
erscheinungen publicirt in den Studien des physiologischen Instituts zu Breslau, Bd. I,
herausgegeben von Heidenhain) stellte Versuche mit der Vallisneria spiralis, einer zur
natürlichen Familie der Hydrocharideen gehörigen Pflanze an. Es ergab sich, dass
bei einer Lufttemperatur von 18 0 R die Bewegung des Zellsaftes durch Wasser von
28—36° R. bedeutend erhöht wurde, dagegen hörte jede Bewegung auf, sobald die
Blattzellen in Wasser von 40° R. gebracht wurden. Noch erschöpfender sind die
Versuche von Max Sehultze (S. die Abhandlung „Das Protoplasma der Rhizopoden
und der Pflanzenzellen“ S. 32 ff. u. S. 47 ff.), in denen er für dieselbe Pflanze als
die jede Bewegung sistirende Temperatur 47—48 0 C. angiebt. Bei den Rhizopoden
und Amoeben tritt eine Gerinnung der Körpersubstanz ein, sobald die Temperatur
des Wassers 43° C. beträgt, ferner beginnt nach den Untersuchungen von Kühne die
Wärmestarre der Muskeln von Wirbelthieren bei 40—50° C., verschieden nach dem
Grade der Starre und der Thierklasse.
Thesis IV.
Die allgemein aufgestellten Sätze Wunderlich’s über die prognostische Be
deutung bestimmter Temperaturen in Fiebern sind nicht stichhaltig.
Dasselbe gilt von seinen Angaben für specielle Krankheiten.
Wenn ich in dem bisher Gesagten mich bemüht habe, die prognostische Be
deutung der Steigerung der Körpertemperatur zu würdigen , so muss ich doch
entschieden dagegen Verwahrung einlegen, dass der Practiker dem Beispiele Wunder
lich’s folgend im speriellen Falle allein aus der absoluten Höhe der Temperatur eine
bestimmte unanfechtbare Prognose stellen kann. Ist es gewiss in jeder Wissenschaft
misslich, absolut gültige Dogmen aufstellen zu wollen, so ist besonders in der Medicin
das Schematismen wegen seiner Gefährlichkeit in therapeutischer Beziehung zu ver
werfen. Ich muss mich daher gegen einige von Wunderlich aufgestellte Fundamental
sätze erklären. Wenn dieser Forscher unter andren jenen schon oben angeführten
Satz aufstellt, dass jede Temperatursteigerung auf 42,5°C unbedingt den Tod vorher
sagt und Temperaturen von 40,5°C eine schlechte Prognose geben, so kann ich genug
Thatsachen anführen, wo diese kühne Sentenz sich zum Glück für die Patienten nicht
bewahrheitet hat. Erstlich haben mir meine eignen Erfahrungen bei Pneumonia
catarrhalis der Kinder und auch bei der croupoesen Form bewiesen , dass jene
Temperaturhöhen noch recht wohl ertragen werden, und dass der behandelnde Arzt
unter solchen Umständen durchaus klug thut mit seiner Unglück verkündenden Prognose
zurückzuhalten, wenn er nicht riskiren will, sich unnöthige Blössen zu geben, ln der
Litteratur fand ich Angaben von Zimmermann (S. sein Archiv für die Pathologie und