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In der vorliegenden Arbeit habe ich mir die Aufgabe gestellt, die schädliche
Wirkung derjenigen Fiebererscheinung, welche oft nur als nebensächlich betrachtet
ist oder, wenn man sie beachtete, doch nicht in ihrer vollen Bedeutung aufgefasst
wurde, besonders hervorzuheben und auf sie die Aufmerksamkeit der Fachgenossen
zu richten. Ich spreche von der Temperaturerhöhung, jenem niemals fehlenden Attri
but fieberhafter Processe. Um nun die Punkte, auf welche ich besondern Nachdruck
zu legen wünsche, möglichst in den Vordergrund zu stellen, habe ich die Thesenform
gewählt und werde versuchen, die betreffenden Sätze theils meinen eignen Ansichten
über sie entsprechend zu beleuchten, theils die Meinung derjenigen Forscher zu
prüfen, welche sich mit demselben Gegenstände beschäftigt haben.
Thesis I.
Fieber ist eine schädliche Potenz, und zwar beruht die Wirkung in vielen
Fällen einzig und allein auf der Erhöhung der Körpertemperatur.
Den ersten Theil des Satzes vertheidigen zu wollen würde heissen , wie der
edle Ritter aus der Mancha gegen Windmühlen fechten, da wohl Niemand ernstlich
behaupten wird, dass ein Mensch, der vom Fieber befallen ist, der Umgebung sein
Befinden zu loben pflegt oder durch sein Aussehen den Eindruck der Gesundheit
hervorruft. Worin aber die von allen Aerzten zugegebene Schädlichkeit der Fieber-
processe besteht, darüber hat man seit langer Zeit heftig gestritten. Während näm
lich die eine Partei als Todesursache die Consumption anklagt, welche bei länger
andauernden Fiebern unzweifelhaft eine verderbliche Rolle spielt, wollen andre Forscher
nur von der schädlichen Wirkung der anatomischen Veränderungen und der Functions
störungen etwas wissen, als deren begleitendes, aber nur nebensächlich zu berück
sichtigendes Symptom sie das Fieber gelten lassen. Eine dritte Partei endlich ver
ficht die Ansicht, dass in vielen Fällen nicht die Consumption, auch nicht die
functioneilen Störungen oder die pathologisch anatomischen Verhältnisse den Tod