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Unter den Legenden über die Einführung des Dionysoscultus in Attika steht an der
Spitze die des Gaues Ikaria. Unter König Pan d i o n, dem fünften seit Kekrops, kamen,
so heisst es bei Apollodor III 14, 7, Demeter und Dionysos nach Attika. Letzteren nahm
I kariös auf und empfing zum Lohn eine Rebe. Er zieht Wein daraus und kommt mit der
Gottesgabe zu Hirten, um ihnen davon mitzutheilen. Aber diese trinken, ohne W^asser
heizumischen, uniriässig davon, im Rausch glauben sie sich vergiftet und tödten ihn.
Am Tage kommen sie zur Besinnung und begraben den Erschlagenen. Der Tochter
Er i go ne, welche den Vater sucht, zeigt der Hund Maira die Leiche: in ihrer Trauer
erhängt sie sich. Dieser Erzählung fügt ausser einigen unwesentlichen Ausschmückungen
Probus noch Folgendes hinzu: es sei eine Krankheit unerhörter Art über Attika aus
gebrochen, die Mädchen seien wahnsinnig geworden und hätten sich in den Wäldern
erhängt, Auf Befragen habe Apollo durch sein Orakel als Mittel gegen diese plötzliche
Raserei sofortige Bestrafung der Mörder des Ikarios verordnet. Dies sei denn geschehen
und habe geholfen: dem Ikarios, seiner Tochter und dem Hunde, die sämmtlich unter
die Sterne versetzt seien, stifteten die Hirten einen Opferdienst und ein Fest, wobei
an Bäumen schwebende Puppen (oscilla) an die erhängten Jungfrauen erinnerten. 1 )
Es ist leicht, den Kern echter historischer Erinnerung aus dieser Legende her
auszuschälen. Der Weinbau war in Attika auf dem Lande so alt als der Getreidebau :
beides hatten die ersten Ansiedler aus der indogermanischen Heimath mitgebracht.
Pandion erhielt gegen die Thebaner Hülfe vom I hrakerkönig Tereus, der irn Pho-
kischen Daulis herrs.chtv Dort wohnten damals nach, dein Zeugniss des Thucydides
II 29, der an der historischen Persönlichkeit des Tereus nicht zweifelt (Grote hisf.
of GreetJe I 197), Thraker, wie überhaupt Wohnsitze derselben in jener Gegend aus
>) Probus zu Vergil ge. II 385. Die für unser» Zweck wesentlichen Züge mit unbedeu
tenden Variationen auch bei Hygin fab. 130 astron, II 4, nur dass an letzterer Stelle mit Berufung
auf Eratosthenes noch das Spiel des Schlauchtanzes mythisch auf Ikarios zurückgefiihrt wird. Das
ganze Material bei Osann Cassler Philolvs. 1843. S, 15 ff.