Full text: (Band XV.)

Atropin noch etwas zu erreichen suchen; hier kann nur ein operativer Eingriff nützen, 
indem man eine künstliche Pupille anzulegen sucht. Aber auch auf diese Weise ist 
oft wenig zu erreichen, denn das schwartige Gewebe der Iris zieht sich immer von 
neuem zusammen und vernichtet leicht wieder den vermeintlich schon gewonnenen 
Erfolg. Jedenfalls ist der Erfolg schon ein guter zu nennen, wenn nach mehrfach 
wiederholter Iridektomie auch nur ein kleines Colobom erzielt wird. (Vergl. Fall 
Vll. XV111. XIX.) 
Um die Cataract möglichst rasch zur Resorption zu bringen, wird hier, wenn 
keine besondere Contraindication sich geltend macht, stets die Discision vorgenommen, 
und zwar auch bei älteren Individuen, wo im allgemeinen die Linsenextration empfohlen 
wird, weil man befürchtet, dass der schon härter gewordene Kern der Resorption zu 
grossen Widerstand setze. Nach den hier gemachten Erfahrungen ist dieses jedoch 
nicht immer zu befürchten (vergl hall 1. V. XV), und jedenfalls ist die Discision als 
ein bedeutend geringerer operativer Eingriff der Extraction vorzuziehen, wenn sie frei 
lich auch etwas langsamer zum Ziele führt. 
Veranlasst die Linse durch ihre Blähung bedeutende und gefährliche Reaction, 
wie es besonders bei jungen Individuen mituntei vorkommt, so entfernt Gräfe sie 
durch einen linearen Schnitt (Arch. f. Ophthalm. B. 1. lh. 2., p. 228), weil so ge 
blähte Linsen nicht blos von geringer Consistenz, sondern auch durch ihre Lagever- 
änderuno - zum Austritt sehr geneigt seien, es löst sich nämlich eine in rascher Auf- 
lösung begriffene Linse, abgesehen von ihrem Hervortreten gegen die vordere Kammer, 
allemal zuerst in der Aequatorialgegend, um sich gegen den 1 upillarraum zusammen 
zu drängen In allen Fällen dagegen, wo keine Reizerscheinungen Gefahr bedingen, 
Ö 
empfiehlt auch er die Discision. 
Sind heftige besonders eitrige Entzündungen durch die Grösse und Gewalt 
cl^jg verletzenden Körpers zu befürchten oder schon cin^’etreten, so ist es dringend 
geboten, stark antiphlogistisch zu verfahren. Tüchtige Blutentziehung, am besten ver 
mittelst des Heurteloupschen Blutegels, weil man hier die Menge des Blutes am 
sichersten bemessen kann, wenn nöthig wiederholt, und eneigische Lisbehandlung 
sind hier am Platze. Durch die Application eines kleinen, sogenannten Augeneis 
beutels von Kautschuck kann man zugleich die Vortheile des Druckverbandes mit der 
Antiphloo-ose verbinden, indem man nämlich denselben ungefähr halb mit Wasser 
füllt einio-e kleine Stücke Eis diesem zusetzt und ihn dann mit einer Binde auf dem 
Auge befestigt. Man braucht nicht zu befürchten, dass durch die Application von 
Eis Gefahren für das Auge entstehen. Freilich ist anfangs nach längerer Eisbehand- 
lung oft recht bedeutende Amblyopie die Folge, jedoch ist dieser Zustand nie von 
langer Dauer, sobald die normalen Circulationsverhältnisse der Netzhaut sich wieder 
hergestellt haben, schwindet auch die Sehstörung. Auf der kieler Klinik sind trotz 
energischer Eisanwendung, wie sie aus den vorangestellten Krankengeschichten zu er 
sehen ist, nie dauernde Störungen beobachtet worden.
	        
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