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in rudimentärer Form als Volksmittel, vielfach gehandhabt wird. Die meisten Ver
letzten sehen wir mit mehr oder minder fest angesohnürten Kopftüchern zu uns
gelangen und haben hierbei oft Gelegenheit, vortreffliche Heilungen, selbst nach dem
unvorsichtigsten Verhalten, zu eonstatieren. Sicherlich ist gerade nach den schweren
Verletzungen des Augapfels mit bedeutenden Coritinuitätstrennungen die sofortige Im
mobilisierung das wichtigste Vorbeugungsmittel gegen eitrige Entzündung.“
Eben bei den bedeutenden Continuitätstrennungen ist der Druckverband auch
noch in anderer Hinsicht von grossem Nutzen. Wenn die Hornhaut in grösserer
Ausdehnung verletzt worden ist, so wird durch das vollständige Abliiessen des Kammer
wassers der Druck in der vorderen Kammer plötzlich um 40 Ctm. Wasserhöhe er
niedrigt (Hensen u. Völckers, Experimentaluntersuchungen über den Mechanismus der
Accomodation, Kiel 1868) und, um das Missverhältniss auszugleichen, werden sich
einestheils die Gefässe der Iris strotzend mit Blut füllen und dadurch die Pupille
stark verengt werden, anderentheils das Linsensystem durch den intraoculären Druck
nach vorn gedrängt werden. Dadurch nun, dass das Auge durch das Trauma sich
in einem gereizten Zustande befindet, ist dem Auftreten accessorischer Entzündungen
an und für sich schon Vorschub geleistet, im speziellen Falle aber ganz besonders
den Iriten, indem die Regenbogenhaut sowohl nach vorn der Hornhaut anliegt, als
nach hinten durch die Verbuckelung des Linsensystems vollständig mit diesem in Be
rührung ist. Dazu kommt die Ueberfüllung der Irisgefasse, wodurch auch noch die
Transsudation durch ihre Wandungen verstärkt wird.
Hier ist die Hauptaufgabe der Therapie, für möglichst rasche Herstellung der
vorderen Kammer Sorge zu tragen. Denn bei auftretenden Iriten sind nicht nur
vordere Synechien, sondern auch flächenhafte Verwachsungen der Ii’is mit der Linsen
kapsel zu befürchten. Die Cornealwunde muss also so schnell als thunlich zur Heiluim
gebracht werden, und gerade der Druckverband unterstützt dieselbe sehr, indem durch
seine Application die Ränder der Wunde einander besser adaptiert und durch Immobilisierung
des Bulbus in der günstigsten Lage für die Heilung gehalten werden. So lange nämlich
die vordere Kammer nicht wieder geschaffen ist, kann das Atropin nicht wirken, weil
die Muskulatur der Iris aus mechanischen Gründen sich nicht contrahieren kann. Dies
kann man auch bei jeder Linsenextraction sehen; die Pupille, auch wenn sie vor
her durch Atropineinträufelung ad maximum diktiert war, zieht sich, sobald das Kammer
wasser abfliesst, so eng wie möglich zusammen.
Und doch ist gerade das Atropin ein bei der Behandlung der traumatischen
Cataract unentbehrliches Mittel, theils um von vorn herein durch Dilatation der Pu
pille iritische Entzündungen unmöglich zu machen, theils um ihren Folgen, den Ad
häsionen, wenn Iriten schon aufgetreten sind, vorzubeugen.
Mitunter freilich, wo, wie besonders bei vernachlässigten Fällen, flächenhafte
Verwachsungen der Iris mit der Kapsel entstanden sind, wird man vergebens durch