Full text: (Band XV.)

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Die leichtesten Verletzungen sind die, wo der Fremdkörper die Hornhaut 
central durchbohrt hat, weil in diesen Fällen die Iris meist gar nicht oder doch nur 
am Pupillarrande verletzt ist. Je excentrischer die Verletzung ist, desto gefährlicher 
wird sie, denn einestheils gesellt sich hier die Irisverletzung viel leichter hinzu, 
anderenteils ist es besonders die Mitverwundung des Ciliarkörpers, die nicht nur den 
Untergang des getroffenen Auges herbeiführen, sondern auch durch sympatische Er 
krankung leicht das andere Auge in Gefahr bringen kann (vergl. Fall IX. und XIX.) 
Gar nicht selten bleibt der Fremdkörper im Auge stecken, und dann kann er 
je nach seinem Sitz grosse Gefahren für dasselbe mit sich bringen. Dringt er so tief 
in die Linse ein, dass er mit der Iris nicht in Berührung bleibt, wie der Eisensplitter 
im 111. und das Zündhütchenstück im Xll. der erwähnten Fälle, so hat er höchstens 
eine rasche Zeitigung der Cataract zur Folge, bleibt er jedoch, wie im VI. Fall die 
Cilie und im Vll. und XX. Fall das Stück Baumrinde resp. Zündhütchen mit der Iris 
in Berührung, so ruft er, so lange er im Auge ist, immer wieder neue Iriten und 
sehr leicht eitrige wach. Am gefährlichsten sind die Verletzungen, wo der Fremd 
körper durch die Linse hindurchdringend im Glaskörper oder in der Retina oder der Cho- 
rioidea stecken bleibt. Unter den oben angeführten Fällen ist freilich einer der Art 
(XXL), bei dem sich bis jetzt, ungefähr 2 2 /2 Jahr nach der Verwundung, noch nicht 
die geringste Reizerscheinung von Seiten des Fremdkörpers kund gegeben hat, aber 
vielleicht ja nur, weil bis dahin die Bedingung dazu gefehlt hat In allen Fällen, die 
sonst erwähnt werden, trat immer über kurz oder lang, wenn auch erst nach Jahren 
chorioideale Erkrankung, Glaskörperschwund und Netzhautablösung ein und vernichteten 
das Sehvermögen des Patienten, wenn nicht das Auge gleich durch eine stürmisch 
verlaufende Panophthalmie zu Grunde ging. 
Bei der Behandlung der traumatischen Cataract ist vor allem zu beherzigen, 
dass man in der Therapie leicht zu viel thun kann, besonders aber soll man operative 
Eingriffe so viel als möglich vermeiden. Die Natur selbst zeigt uns häufig den Weg. 
VieR Leute melden sich erst beim Arzte, nachdem die Cataract vollständig ausgebildet 
ist, und nur, weil ihnen dies Symptom lästig ist; die Art des Entstehens kann nur, 
wie schon oben erwähnt, durch die Anamnese und vorhandene Narben festgestellt 
werden. So werden viele Verwundungen, wenn sie nicht tiefer eingreifender und 
verwüstender Natur sind, häufig ohne jede Behandlung zur Heilung geführt (vergl. Fall 111, 
V Xll XIV XV und XV111, wo noch dazu im 111. und Xll. Fall ein Fremdkörper in 
der Linse stecken geblieben war). Der erste Grundsatz bei der Behandlung muss 
also für den Arzt der sein, möglichst die Heilkraft der Natur selbst walten zu lassen 
und sie höchstens zu unterstützen. Hier leistet nun besonders der Druckverband bei 
frischen Verletzungen ausgezeichnete Dienste. Gräfe empfiehlt ihn mit den klassischen 
Worten: „Es ist fast wunderbar, dass hier (nämlich in der Behandlung frischer Ver 
letzungen) das Verfahren sich nicht schon längst allgemein eingebürgert hat, da es 
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