Dem Patienten wurde ein Eisbeutel aufs Auge gelegt, Atropin eingeträufelt
und eine kleine Blutentziehung gemacht.
Nach 8 Tagen war die Injection fast verschwunden, die Pupille ad maximum
dilatiert, am Aussenrande die Schnittränder der Iris von gequollener Linsensubstanz
vorgebuckelt. Patient stand aut und vertauschte den Eisbeutel mit dem Druck
verband,
Nach 3 Tagen wurde er entlassen, um ambulant weiter behandelt zu werden.
Man sah jetzt im Glaskörper ein 1 mm. langes Körperchen, das, ab und zu glänzend,
bei Bewegungen des Auges flottierte, wahrscheinlich das Zundhütchenstück.
Reichlich 8 Tage später war die Injection vollständig verschwunden und mit
der stenopäischen Lorgnette las das rechte Auge Igr. Nr. 10.
Später zeigte Patient sich einmal wieder. Die Linse war zum grössten Theil re
sorbiert, die Pupille reagierte gut, der Augenhintergrund normal und im Glaskörper,
der vollständig ungetrübt war, sah man den Fremdkörper flottieren. Patient zählte
Finger auf 5 Fuss.
Als Patient sich endlich im Herbst 68 zum letzten Male zeigte (er wanderte
bald darauf nach Jowa aus), war die Cataract vollständig ausgebildet, Reizerscheinun
gen fehlten gänzlich, er hatte gute quantitative Lichtempfindung und ein normales
Gesichtsfeld.
Die Diagnose einer traumatischen Cataract bietet im Allgemeinen keine Schwie
rigkeit. Kommt der Patient mit der frischen Verletzung in Behandlung, so wird man
durch das Trauma aufmerksam gemacht die Linse speziell untersuchen und durch
seitliche Beleuchtung die Trübung derselben erkennen, mitunter auch schon die pilz
artige Wucherung der Corticalis, die, wenn das Kammerwasser auf dieselbe einwirkt,
sehr bald zu Stande kommt, in die vordere Kammer hineinragen sehen. Freilich kann
diese Wucherung wenn die Wunde in der Cornea und Iris excentrisch liegt, durch
letztere verdeckt sein; in diesen Fällen wird man aber durch die Vorbuckelung der
Iris an der betreffenden Stelle einen Fingerzeig bekommen und entweder schon aus
diesem Umstand die Diagnose stellen oder nach vorgenommener Dilatation der Pupille
durch Atropin, wenn solche möglich, die gequollene Linsensubstanz sehen. Ist unter
den gleichen Verhältnissen der Fremdkörper so fein gewesen, dass er keine Trübung
der ganzen Linse zu Wege gebracht hat, und haben die Wundränder der Kapsel sich
gleich wieder einander adaptiert, so ist die verletzte Stelle schon schwieriger zu finden,
aber meist werden die äusseren Wunden in der Hornhaut und der Iris den Weg des