Full text: (Band XV.)

Unter dem Namen Stachelbecken — pelvis spinosa — Akanthopelys — hat Kilian 
auf eine Beckenanomalie aufmerksam gemacht, die nach ihm „eine ganz absonderlich 
gefährliche Formation des Beckens“ ist. ln seiner Schrift: Schilderungen neuer Becken 
formen und ihres Verhaltens im Leben, mit 9 lithographirten Tafeln, Mannheim 1854, 
hat er es sich angelegen sein lassen, das Verdienst, zuerst ausführlicher und präciser, 
Wesen und Wirkung dieser Beckenform beschrieben zu haben, möglichst hervortreten 
zu lassen. Die bisher über diese Art Becken gemachten Aufzeichnungen und Notizen 
waren einmal nur andeutungsweise und obenhin gemacht, dann aber auch so unvoll 
ständig und lückenhaft, dass sie nach seiner Meinung „zu Nichts weniger als zu der 
Ueberzeugung einer ausreichend geschehenen Feststellung der Thatsachen gelan 
gen Hessen“ Seine historischen Forschungen rücksichtlich des Stachelbeckens um 
fassen die gebürtshülflichen Schriftsteller Deutschlands, Frankreichs und Englands, 
nirgends aber findet er seinen Anforderengen entsprechende Abheilungen und hebt 
es gradezu tadelnd hervor, dass selbst die neueren Schriftsteller, die doch nach gele 
gentlichen Andeutungen Kenntniss von dieser Bekenanomalie zu besitzen schienen, 
dieselbe keiner ausführlicheren und erschöpfenderen Behandlung gewürdigt hätten. 
Die ersten Andeutungen von Knochenwucherungen am Becken findet Kilian 
bei Serverinus Pinaeus (opuscula physiol. Paris 1597 II. B. II. Cap. V.), indessen 
scheinen diese Beckenauswüchse zu ausgedehnt und umfangreich gewesen zu sein, 
als dass sie für die näher von ihm zu beschreibende Beckenanomalie in Betracht 
kommen dürften. Dann hat Dr. Job. Jac. Herder, Arzt zu Basel, 1697 die unglück 
liche Geburt einer 30jährigen Mehrgebärenden beschrieben, die an einer Uterusruptur 
starb, welche durch eine „apophysis acuminata“ des linken Schambeinastes hervorge 
rufen war. Der Gebärmutterhals zeigte bei der Section dieser Stelle entsprechend 
ein „foramen manifestum“; auch wird angeführt, dass alle früheren todtgeborenen 
Kinder dieser Frau genau an der Stelle des Schädels, die an dieser Knochenapophyse 
vorbeipassiren musste, eine Schädelfissur davongetragen hätten. Erst 1790 wird
	        
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