Full text: (Band XV.)

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Einfluss des Wachsthums der Schwangeren denken, namentlich, wenn man diese Thatsache 
mit dem Abort in Folge zu grosser Jugend der Mutter zusammenhält. Leider giebt Franken- 
haeuser Nichts über das Alter der Erstgebärenden, bei denen er die kürzere Schwangerschatts- 
dauer constatirte, so dass es nicht möglich ist, auch nur eine Vermuthung nach der einen oder 
andern Richtung sich zu bilden. Hält man die Frage für wichtig genug, um eine Entscheidung 
zu versuchen, so wird man nicht allein der Verschiedenheit der Schwangerschaftsdauer bei Erst 
und Mehrgebärenden, sondern auch bei jungen und alten Erstgebärenden nachzuforschen haben 
und zwar, wo möglich, wieder, indem man sie nach den einzelnen Jahren ordnet. 
Zum Schluss muss ich noch auf einen Punkt aufmerksam machen, den ich hier nicht ein 
gehender behandeln kann, der aber gewiss nicht ohne Interesse ist: Wir haben gesehen, dass das 
wirkliche Wachsthum der Weibchen während der Schwangerschaft langsamer von Statten geht, als 
das der Männchen während derselben Zeit, dass also das Eigengewicht des Weibchens nach der 
Entbindung geringer ist als dasjenige des gleichalterigen Männchens. Betrachten wir aber das 
Gewicht das Weibchens am Ende der Schwangerschaft eben vor der Entbindung, oder addiren wir 
auch nur, um die Eiflüssigkeiten zu eliminiren, zu dem Gewicht des entbundenen Weibchens das 
jenige der neugeborenen Jungen hinzu, so erhalten wir ein beträchtlich höheres Gewicht für das Weib 
chen als für das gleichalterige Männchen. Nach dieser Berechnung ergiebt sich für 7 Weibchen ein Ge 
wicht von 5110,2, also für jedes 730,3 grm., für die 7 zugehörigen Männchen 4379,3, also für jedes 
625,6 grm., und die Männchen verhalten sich zu den Weibchen im Mittel wie 1 : 1,164, während das Ver- 
hältniss nach der Entbindung nach Tab. VII. sich wie 1:0,848 ergab. (Es ist hier nur von der ersten 
Schwangerschaft die Rede.) — Wir sehen also, dass das Weibchen für Wachsthum plus Zeugung 
ein viel grösseres Material aufgebracht hat als das Männchen, und es scheint demnach, als ob die 
Anwesenheit der Embryonen in utero gradezu einen gewissen Einfluss auf den Verdauungskanal 
ausübt und eine verstärkte Resorption zu bewirken im Stande ist. 
Endlich habe ich nur noch Folgendes zu bemerken: Ich bin selbst überzeugt, dass mein 
Material nicht gross genug ist, um die berührten Fragen auch nur für die Meerschweinchen als 
entschieden ansehen zu dürfen; wenn ich dennoch mit einiger Bestimmtheit meine Behauptung en 
aufgestellt habe, so habe ich damit nur sagen wollen, dass ich für diese Zahl von Beobachtung 00 
mich berechtigt hielt, einige Schlüsse als sicher hinzustellen, und man wird zugeben müssen, dass 
das durchweg übereinstimmende Verhalten der verschiedenen Thiere für die Richtigkeit derselben 
zu sprechen scheint. Trotzdem verhehle ich mir nicht, dass eine grössere Zahl von Beobachtung 60 
diese Schlüsse vielleicht zum Theil widerlegen, zum Theil modificiren wird. So schön nun auC ^' 
nach dem Vorstehenden die Wirklichkeit mit der Theorie in Einklang zu stehen scheint, so soll es 
mich doch nicht verdriessen, wenn spätere, umfangreichere Untersuchungen einen Theil der obig G ° 
Schlüsse als unrichtig erweisen sollten, und es würde mir genug sein, wenn diese kleine Arbeü 
auch weiter nichts erzielte, als die Blicke auf ein Gebiet hinzulenken, welches, so wenig es 
jetzt bearbeitet ist, doch gewiss volle Beachtung verdient.
	        
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