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Wenn also der Gehalt der eingeführten 2 Gramm. Chinin, sulphur, neutral,
an reinem Chinin 1,4862 Gramm, beträgt, wenn durchschnittlich von jedem Gesunden,
wie Tabelle I. zeigt, 1,43 Gramm, reines Chinin entleert werden, so beträgt der Ver
lust 0,0562 Gramm, reines Chinin.
Die Summe des in den drei Versuchen an Gesunden ausgeschiedenen Chinins
beträgt 4,3 Gramm.; eingeführt sind 6 Gramm. Chinin, sulphur, neutral, oder 4,4586
Gramm. Chinin; verloren gegangen sind also 0,1586 Gramm. Chinin.
Ob diese kleinen Verluste allein der allerdings sehr geringen Löslichkeit des
Jodchinins in Wasser zuzuschreiben sind, wodurch ja eine grössere Menge Jod zurück-
titrirt wird, oder ob sonst noch kleine Fehlerquellen in der chemischen Ausführung
verborgen liegen, so'viel steht fest, dass der gesunde Organismus in 48 Stunden sich
alles eingeführten Chinins wieder entledigt, dass keine Retention in irgend einer Weise
Statt hat, und dass der Harn unter günstigen Bedingungen das einzige Ausseheidungs-
medium ist. Bei Hunden beobachtete ich allerdings während einiger Versuche
Chinin, bei denen ich Herrn Dr. Jürgensen assistirte, noch eine andere Art der
Ausscheidung. Kurze Zeit nach der subcutanen Injection des Chinins trat bei ihnen
nämlich eine ganz exorbitante Speichelsecretion auf. Fis gelang, grosse Massen Spei'
chel aufzufangen und darin das Chinin nachzuweisen.
Die oben angegebenen Daten beantworten auch die von Dietl a. a. 0. auf-
geworfene Frage: ob das in den Körper eingeführte Chinin auf seinem Wege durch
das Blut zu den Nieren ganz unzersetzt bleibt? und zwar bejahend.
Ad. I. b.
Für fieberhaft Kranke, oder richtiger gesagt, da ich nur an solchen experirnc»'
tirte, für Typhuskranke, ergiebt sich nach Versuchsreihe II., was die Totalität des
ausgeschiedenen Chinins betrifft, dasselbe Verhalten, wie für die Gesunden. Für die
selbe eingeführte Menge erhielt ich bei den 3_ Gesunden 4,3 Gramm. Chinin zurück,
bei den Typhuskranken 4,267. Auch bei diesen findet also keine Zersetzung oder
Retention Statt, und scheint der Krankheitsprocess im Darm die Resorption des »“
Magen nicht resorbirten Chininquantums nicht zu verhindern. Ich muss gestehe»»
dass mich dieses Resultat sehr in Verwunderung setzte, da ich von vorne herd»
darauf gefasst war, bei den Typhuskranken einen bedeutenden Theil des eingeführte»
Chinins mit den faeces zu verlieren. Es mag sein, dass der günstige Einfluss der
Wärmeentziehung durch kalte Bäder auch hierauf einwirkte. Merkwürdig ersehn »
mir noch der Umstand, dass alle Typhuskranken durch die doch jedenfalls grosse
Dosis Chinin weit weniger afficirt wurden, als die Gesunden; in der Beantwortung
meiner 2ten Frage fand ich auch darüber die genügende Auskunft.