Full text: (Band XV.)

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Theolog und Prediger, für möglichst eindringliche Darlegung der biblischen und 
christlichen Offenbarung in ihrer sittlich-religiös-idealen Wahrheit verwendet, endlich, 
neben und gegenüber christlich-ernsten, dem Kantianismus verwandten Moralpredigern, 
w ie Zollikofer, Marezoll, Karl Ludwig Nitzsch und Anderen, Franz Volkmar Reinhard 
hife evangelisch-kirchliche Offenbarungslehre, als das vollkommene Vehikel sittlich- 
religiösen Sinns und Wandels, mit aufrichtiger Gläubigkeit und strenger formal-logischer 
Klarheit nach den Mustern der antiken Beredsamkeit predigt. Sollen denn, wird man 
fragen, diesen Allen und vielen Anderen mit ihnen ihre wohlverdienten Ruhmeskränze 
von ihren Häuptern hinweggenommen werden, um dieselben einem Einzigen zu Füssen 
zu legen, der dieses nicht für sich beansprucht? 
Solch ein thörichtes Unternehnien kommt uns freilich nicht in den Sinn, so 
"enig wie wir z. B. daran denken können, neben den Reformatoren des sechzehnten 
Jahrhunderts den Humanisten derselben und der vorhergehenden Zeit ihre Verdienste 
um Wissenschaft, Bildung und Christenthum zu bestreiten und aus der Zahl derselben 
etwa dem Johann Reuchlin das Recht abzusprechen, mit welchem auch sein Standbild 
jenes Lutherdenkmal zu Worms zieren hilft. 
Was die Schleiermacher gleichzeitigen und unmittelbar vorhergehenden Heroen 
und verdienten Männer auszeichnet und ihnen grossentheils sogar sehr wesentliche 
Vorzüge vor ihm verleiht, darf ihnen nicht verkümmert werden, auch nicht die 
hochbedeutsamen religiösen und christlich-religiösen Elemente, welche bei jedem von 
ihnen in eigenthümlicher Weise, bewusst oder mehr unbewusst, vorhanden sind. 
Eins aber wird doch wohl in Betreff der ganzen Zeit, in welcher Schleiermacher 
zuerst auftrat und aller ihrer genannten, unter einander so sehr verschiedenen Repräsen 
tanten mehr oder weniger noch vermisst werden dürfen. Es ist dieses nemlich die 
klar und bestimmt erfasste Einsicht und die entschieden geltend gemachte und 
durchgeführte Behauptung der Religion und insbesondere des Christenthums, als 
eines mit centraler Bedeutung in geistig freier Weise alles Menschliche zu durchdringen 
Und zu einigen wesentlich befähigten Princips. 
Kant waren dagegen die religiösen Ueberzeugungen, von Gott und der Un 
sterblichkeit namentlich, nur problematische Hülfsvorstellungen der Sittlichkeit; Gott 
un Gebet, im Privatgebet insbesondere, persönlich anzureden, schien ihm vom Wahn 
sinn nicht weit entfernt zu'seyn; die kirchliche Gemeinschaft galt ihm nur als ein 
Rir die sittlich Schwachen vorläufig erforderliches Erziehungsinstitut von zweifelhaftem 
Werth. Fichte fasst in dieser seiner früheren Zeit Gott nur unter dem Gesichtspunkt 
einer für die Möglichkeit des sittlichen Handelns in abstracter Weise vorauszusetzenden 
wirksamen sittlichen Weltordnung ins Auge. Jacobi weiss das sinnlich bedingte 
Wissen und die von ihm behauptete religiöse Gefühlserfahrung, seinen unmittelbaren 
religiösen Vernunftglauben, nicht wahrhaft zu innerer, wesentlicher Einheit zusammen 
zulassen, wie auch den letzteren mit den geschichtlich gegebenen Religionen und
	        
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