Full text: (Band XII.)

sie noch andere für das allgemeine Verständniss nothwendigere Andeutungen und 
Umrisse zu verfolgen hat. 
Wie wenio- denn auch frühere Jahrhunderte um Dante sieh bekümmert haben 
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mögen, jetzt nach 600 Jahren knüpft die Gegenwart wieder an die Vergangenheit an 
und vor Allem sein Vaterland will ihm beweisen, dass es sieh an ihm besonnen hat, 
auf ihn alles Grosse und Theure, was es besitzt, zurückführt, und vielleicht darf 
man doch auch wagen, zu behaupten, dass in diesem Monat Mai, 600 Jahre nach 
seinem Geburtstage, überall, wo Bewusstsein von Grösse ist, Dante’s mit Ehrerbietung 
gedacht wird. 
Wie die Italiener ihn feiern, zeigt vor Allem das Programm des Dantefestes 
in Florenz das nun schon beendet ist; denn die Italiener haben das Fest mitten in 
den Mai gelegt. 
Sonntag, den 14. Mai. Enthüllung der Colossalstatue des Jubilars auf dem 
Platze Santa Croce und gleich nach der Enthüllung grosser Gallacorso mit histori 
schen Triumpfwagen. Auf dem Platze selbst Musikaufführung. Abends allgemeine 
Illumination der Stadt. 
Montag, den 15. Mai. Feierliche Eröffnung des Dante-Lehrstuhls, auf welchem 
die Comödie und die übrigen Werke des Dichters erläutert und volkverständlich ge 
macht werden sollen. An demselben Tage Rennspiele nach altitalienischer Sitte. 
Dienstag, den 16. Mai. Wissenschaftlicher Congress. Besuch an Galilei’s Grabe 
in Santa Croce, Regatta’s auf dem Arno. 
Mittwoch, den 17. Mai. Preisvertheilung an die Künstler, grosses Turnier auf 
dem Platze Santa Maria Novella. Ball im Theater Pagliano. Volksfest auf dein St. 
Marcusplatze zu Ehren Michelangelo’s. 
Donnerstag, den 18. Mai. Revüe und Manöver der Truppen, Corso und 
Volksspiele. 
Freitag, den 19. Mai. Grosses Musikfest. 
Sonnabend, den 20. Mai. Nationales Schützenfest und Feuerwerk, wobei die 
Eroberung von Ancona dargestellt werden wird. 
Sonntag, den 21. Mai. Allgemeines italienisches Dante-Jubelfest. Revüe der 
Nationalgarde, Huldigung auf der Piazza della Signoria, ländliches Fest zu Boboli; 
zum Schlüsse allgemeine Illumination der Stadt und grosser Chorgesang vof der 
Dante-Statue. 
Wer wittert da nicht gleich heraus, dass hier mehr zu Grunde liegen muss, 
als Verehrung eines Dichters?! Nun, wir Deutsche wollen doch nicht rechten, da 
wir die Schillerfeier vor wenig Jahren erlebt haben! Da wird Keiner sagen, dass 
die Schillerfeier ohne politische Beziehung war. Er wurde von den Massen gefeiert, 
weil er das Gefühl für’s Vaterland entflammt hatte. Und dahin muss es auch korn- 
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