16
kann. Es ist eine Täuschung, wenn die Verehrer der vom Recht sich lossagenden
Macht glauben, in Deutschland dadurch eine feste Stellung gewinnen zu können, dass
sie ihre an Verachtung gränzende Gleichgültigkeit gegen die ethischen Forderungen
der Nation zur Schau tragen.
Während ein mächtiger Monarch spricht : „die Welt soll wissen, dass Preussen
überall für das Recht eintritt“, tönt aus seinem Lande das Wort herüber: es'ist uns
gleichgültig, wer in den Herzogthümern Recht hat, wenn Preussen nur die Machtver-
grösserung erlangt, die es fordert, oder, wie sie sagen, die es zu fordern ein Recht hat,
als wenn nur ein neues einseitig aufgestelltes Recht, nicht aber das alte von unserem
Volk unwandelbar und von der gesammten Wissenschaft anerkannte Recht zu schützen
wäre. Kann es einem sittlichen Mann gleichgültig sein, auf welcher Seite das Recht
liegt? Unser Volk stellt sich dankbar auf die Seite des Hohen Urhebers jenes Aus
spruchs, und darum geht durch unser ganzes Land Eine Stimme der Indignation, des
Zorns über die Unwürdigkeit des entgegengesetzten Gebahrens. Auch wir dürfen
sagen, dass wir an der Seite unseres Hohen Befreiers das Recht schützen, freilich
nicht mit Stahl und Eisen, aber mit dem, was uns allein übrig bleibt, mit dem Wort,
wissend, dass auch dieses Schwerdt seine Schärfe hat, die nicht schartig wird, denn
seine Schärfe ist die sittliche Kraft der Wahrheit und Gerechtigkeit. Möge das
Schleswig-Holsteinische Volk daran festhalt en. Was wir im Bewusstsein des Rechts
und der Wahrheit und in der Energie des Geistes und des Gewissens, die dieses Be
wusstsein einflösst, von Gott zu bitten haben, das dürfen wir von Deutschen Fürsten
mit ehrlichem Vertrauen fordern, die Rettung, die unser und unseres Fürsten Recht ist.
Was hier gesprochen, ist nur wiedergegeben der Gedanke, der nicht nur die
Herzen unseres Volks ganz erfüllt, sondern auch wie ein vaterländischer Hauch aus
ganz Deutschland und Gottlob auch aus Preussen zu uns herüberweht, und uns auffor
dert, darnach zu thun, auf dass uns Deutschland fort und fort als seine guten Söhne
halte. Und als gute Söhne Deutschlands wollen wir nie vergessen, welchen Dank wil
dem gesammten Deutschland und namentlich den verbündeten Fürsten Oesterreichs
und Preussens und ihren tapfern Kriegern für die Befreiung unseres Landes von der
Herrschaft eines fremden Volkes schuldig sind. Sie haben den Dank, den wir als
Mitkämpfende zu leisten begehrten, verschmäht. Sie werden es nicht als Undankbar
keit auslegen, wenn wir uns selbst gehören wollen, damit unser Dank um so freier
und wahrer sei.
Kehren wir zurück zu dem Hort unseres Rechts und unserer Rettung. Die
Wahrheit, die Besonnenheit, die ruhige Würde, womit der Herzog unter dem Beifall
des einmüthigen Volks das Recht vertreten, was anders wäre es wohl gewesen, als
dieses, das ihn, den Machtlosen, unter uns^ den Machtlosen, gegen die immer
wieder aufgerufene Anwendung der Macht und Gewalt geschützt hat ? Dank der deut
schen Bildung: die Kraft des Geistes hat die Gewalt zu lähmen vermocht. Den Landes-