Full text: (Band XII.)

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kann. Es ist eine Täuschung, wenn die Verehrer der vom Recht sich lossagenden 
Macht glauben, in Deutschland dadurch eine feste Stellung gewinnen zu können, dass 
sie ihre an Verachtung gränzende Gleichgültigkeit gegen die ethischen Forderungen 
der Nation zur Schau tragen. 
Während ein mächtiger Monarch spricht : „die Welt soll wissen, dass Preussen 
überall für das Recht eintritt“, tönt aus seinem Lande das Wort herüber: es'ist uns 
gleichgültig, wer in den Herzogthümern Recht hat, wenn Preussen nur die Machtver- 
grösserung erlangt, die es fordert, oder, wie sie sagen, die es zu fordern ein Recht hat, 
als wenn nur ein neues einseitig aufgestelltes Recht, nicht aber das alte von unserem 
Volk unwandelbar und von der gesammten Wissenschaft anerkannte Recht zu schützen 
wäre. Kann es einem sittlichen Mann gleichgültig sein, auf welcher Seite das Recht 
liegt? Unser Volk stellt sich dankbar auf die Seite des Hohen Urhebers jenes Aus 
spruchs, und darum geht durch unser ganzes Land Eine Stimme der Indignation, des 
Zorns über die Unwürdigkeit des entgegengesetzten Gebahrens. Auch wir dürfen 
sagen, dass wir an der Seite unseres Hohen Befreiers das Recht schützen, freilich 
nicht mit Stahl und Eisen, aber mit dem, was uns allein übrig bleibt, mit dem Wort, 
wissend, dass auch dieses Schwerdt seine Schärfe hat, die nicht schartig wird, denn 
seine Schärfe ist die sittliche Kraft der Wahrheit und Gerechtigkeit. Möge das 
Schleswig-Holsteinische Volk daran festhalt en. Was wir im Bewusstsein des Rechts 
und der Wahrheit und in der Energie des Geistes und des Gewissens, die dieses Be 
wusstsein einflösst, von Gott zu bitten haben, das dürfen wir von Deutschen Fürsten 
mit ehrlichem Vertrauen fordern, die Rettung, die unser und unseres Fürsten Recht ist. 
Was hier gesprochen, ist nur wiedergegeben der Gedanke, der nicht nur die 
Herzen unseres Volks ganz erfüllt, sondern auch wie ein vaterländischer Hauch aus 
ganz Deutschland und Gottlob auch aus Preussen zu uns herüberweht, und uns auffor 
dert, darnach zu thun, auf dass uns Deutschland fort und fort als seine guten Söhne 
halte. Und als gute Söhne Deutschlands wollen wir nie vergessen, welchen Dank wil 
dem gesammten Deutschland und namentlich den verbündeten Fürsten Oesterreichs 
und Preussens und ihren tapfern Kriegern für die Befreiung unseres Landes von der 
Herrschaft eines fremden Volkes schuldig sind. Sie haben den Dank, den wir als 
Mitkämpfende zu leisten begehrten, verschmäht. Sie werden es nicht als Undankbar 
keit auslegen, wenn wir uns selbst gehören wollen, damit unser Dank um so freier 
und wahrer sei. 
Kehren wir zurück zu dem Hort unseres Rechts und unserer Rettung. Die 
Wahrheit, die Besonnenheit, die ruhige Würde, womit der Herzog unter dem Beifall 
des einmüthigen Volks das Recht vertreten, was anders wäre es wohl gewesen, als 
dieses, das ihn, den Machtlosen, unter uns^ den Machtlosen, gegen die immer 
wieder aufgerufene Anwendung der Macht und Gewalt geschützt hat ? Dank der deut 
schen Bildung: die Kraft des Geistes hat die Gewalt zu lähmen vermocht. Den Landes-
	        
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