Full text: (Band XII.)

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unter dem Nachfolger jenes Königs und besonders in den letzten unheilvollen Jahren 
namentlich in Schleswig geändert hatte, braucht nicht gesagt zu werden. Gefühlt 
wurde die geistige Knechtung auch in Holstein. 
Vor allem war es die Vernachlässigung von Kunst und Wissenschaft und 
überhaupt der höheren geistigen Interessen der Herzogthümer, gegenüber der Förde 
rung dieser Interessen in Dänemark auf Kosten und mit dem Gelde der Herzogthümer, 
welche unserm Volk zum Schaden gereichte. Die Schlösser der Herzogthümer wurden 
allmälig der Kunstschätze, die nicht dem Könige, sondern dem jedesmaligen Herzoge 
gehörten, beraubt; namentlich wurde die reiche Kunst- und wissenschaftliche Samm 
lung, die Bibliothek und Manuscripten-Sammlung von Gottorp nach Kopenhagen ent 
führt. Auf Kosten der Herzogthümer zu zwei Fünftheilen sind diese und andere 
Sammlungen in Kopenhagen fortwährend vermehrt. Die naturwissenschaftlichen 
Sammlungen, die ethnographische, die Münz- und Gemälde-Sammlung, die grosse 
Königliche Bibliothek enthalten ausser den aus den Herzogthümern fortgeschleppten 
Gegenständen ein bedeutendes, aus den jährlichen Beiträgen entstandenes Capital, auf 
welches die Herzogthümer gerechte Ansprüche haben. Es ist schwer zu ermitteln, 
wie viel aus den Beiträgen der Herzogthümer selbst in dem Thorwaldsenschen Museum 
enthalten ist. Die Akademie der schönen Künste wurde gegründet und erhalten aus 
den verhältnissmässigen Beiträgen der Herzogthümer. Zum Königlichen Theater, zur 
Oper, zur Königlichen Capelle, durch welche in Dänemark die musikalischen Interessen 
gefördert wurden, steuerten die Herzogthümer fortwährend ihren Theil. Und nun 
möge Einer auftreten und sagen, welcher auch nur geringe Nutzen von allem dem zu 
den Herzogthümern zurückgekehrt ist. Schleswig-Holsteinische Künstler hatten in der 
Regel nichts Eiligeres zu thun, als ihr Vaterland zu verlassen, weil die Pflege der 
Kunst gänzlich fehlte; und der grosse Führer der neueren historischen Kunst Asmus 
Carstens, der im Auslande in Entbehrungen sein Leben fristete, wie wurde er von der 
Dänischen Akademie behandelt! Was in neuester Zeit in den Herzogthümern für 
die Kunst gethan, das haben die Herzogthümer sich selbst zu danken. Die Akademie 
der Künste, die, mit unserm Geld erhalten, ihren löblichen Einfluss auch auf das 
Handwerk in Dänemark ausdehnte, kümmerte sich um die Herzogthümer gar nicht. 
Unsere Aufforderung an Dänische Künstler zur Beschickung unserer Ausstellungen 
blieben meistens unberücksichtigt, und das Dänische Ministerium für das Herzogthum 
Schleswig beantwortete die Bitte des Kunstvereins um eine gleiche Unterstützung, 
wie die von dem Holsteinischen Ministerium, mit dem Verbot der Betheilio-un<r der 
Schleswiger an dem Bestreben des Vereins für „Verbreitung von Kunstsinn und 
Kunstkenntniss“ angeblich weil bei Eröffnung der Kunsthalle die beiden Herzogthümer 
„unser Land“ genannt waren. Ja, es Hesse sich ein Fall anführen, wo selbst in Hol 
stein die Behörde im Interesse der Herzogthümer eine Inschrift in fremder Sprache 
für bedenklich hielt, weil darin die Herzogthümer als „Vaterland“ bezeichnet 
waren.
	        
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