Full text: (Band XII.)

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Als die Holsteinische Ständeversammlung im Jahre 1844 erklärte, die Herzog- 
thürner sind selbstständige engverbundene Staaten unter der Herrschaft des Manns* 
Stammes, da waren sie factisch weder selbständig noch eng verbunden, wie das Recht 
es wollte, und die Herrschaft des Mannsstammes wurde von dem herrschenden Manns 
stamm angefochten. Mit dem Casino-Ministerium schritt die offene Gewalt heran. Es 
war schliesslich keine Rettung, als der Gewalt mit Gewalt entgegenzutreten. — Krieg 
mit Eisen und Blut 5 — Friede erzwungen und Entwaffnung der Herzogtümer voll 
führt durch unsere Verbündeten selbst. — Im Vertrauen auf Deutschland und zumal 
auf Preussen glaubte unser Volk zugleich für Deutschlands Wohl und Ehre gekämpft 
zu haben. Wer erfuhr damals Undank, Hohn, Verleumdung? Hin die Verbindung 
der Herzogtümer, hin die Selbständigkeit, die erhaltene Herrschaft des Mannsstammes 
eine Täuschung, ein schreiendes Unrecht, die Ehre Deutschlands, Preussens verpfändet, 
die politische Moral von den Europäischen Mächten wie ein Bagatell bei Seite geworfen. 
Den Herzogtümern blieb nichts, als ein Grosses, als das Grösste : sie vertrauten auf 
Gott und sprachen, Recht muss doch Recht bleiben, das Recht ist unsere Rettung, 
Man wirft uns Stolz vor. Wir sind stolz auf unsere Treue dem Recht. Das 
Evangelium fordert: demütiget Euch unter die gewaltige Hand Gottes, dass er Euch 
erhöhe zu seiner Zeit, denn den Demütigen giebt er Gnade. Wenn es nun eine 
Gnade Gottes ist, dass er uns von der Fremdherrschaft befreit hat, so wollen wir der 
Hoffnung leben, dass er uns demütig erfunden. Wer da glaubt, dass Gott die Welt 
regiere, der muss auch glauben, dass es seine Weisheit gewesen, welche vor zwei 
Jahrhunderten den König-Herzog so führte, dass er für das Königreich eine andere 
Erbfolge bestimmte, als welche in den Herzogtümern Rechtens war. Spottet nicht 
der alten Pergamente. Sie sind nur das Zeugniss dessen, was geschehen. Nicht un 
geschehen wird es darum, weil die Pergamente alt geworden; nicht ungeschehen, weil 
die Vorsehung in der Bestimmung von Ursache und Wirkung nach Jahrhunderten 
rechnet. Uns Sterblichen wird die göttliche Weltregierung oft erst klar, wenn die 
Wirkung eingetreten. Auch Staatslenker sind in ihrer Schwäche denselben Irrungen 
preisgegeben, wie diejenigen, welche ihnen gegenüber als Umwälzer des Rechts ver 
urteilt werden. Auch sie haben die göttlichen Fügungen verkannt, meinend es 
handele sich darum, alte Pergamente zu beseitigen, nicht darum, eine Ordnung auf 
recht zu erhalten, welche unter Anrufung des Namens Gottes vor zwei Jahrhunderten 
festgestellt war, damit sie nach seinem Ratschluss sich heute erfülle. Ja selbst die, 
welche in Ermangelung des Rechts am liebsten die Gewalt angewendet sähen zum 
eigenen Vorteil, selbst sie müssen die Macht des Rechts anerkennen, indem sie, wie 
jener Logos adikos in der politischen Comödie Athens, mit allen Windungen und Krüm 
mungen der Sophistik ihre Beweise führen und uns dem Spott der Fremden preis 
geben, welche es als eine besondere Wunderlichkeit der metaphysischen Deutschen 
verhöhnen, dass bei ihnen sich behaupten lasse, das Recht des Entfernteren sei besser,
	        
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