Hochzuehrende Versammlung!
Wir feiern den Geburtstag unseres Herzogs. Wir vertrauen der Vorsehung,
dass jede künftige Feier dieses Tages mehr und mehr ein Zeugniss geben werde von
wachsendem Glück, von Frieden und hreudigkeit. Es wird dann die Rede wieder
nach altem Brauch auch aus fernen Zeiten und fernen Kreisen den Stoff entlehnen,
anregend zum Guten, warnend vor Irrthum, zu Preis und Dank dem er gebührt.
Heute fordert die Gegenwart die Rede aus der Gegenwart.
„Mein Recht ist Eure Rettung.“ So lautete das Wort, das erste Wort,
welches unser Herzog zu uns sprach. Das Recht ist die Rettung. Das war von
jeher die Hoffnung und die Zuversicht unseres Landes. Und wie des Landes, so war
es die Zuversicht dieser seiner höchsten wissenschaftlichen Anstalt. Sie hat es ausge-
sprochen gleich nach dem Tode des letzten Herzogs aus dem altern Königlichen Hause,
als sie sich genöthigt sah, um des Rechtes willen den innerhalb dreier Tage gefor
derten Eid dem neuen König von Dänemark zu verweigern. Sie hat es ausgesprochen,
als sie im Dienst der Wahrheit in Gegenwart der Dänischen Militärmacht und der
Dänischen Civil- und Militärbehörden nicht anders reden durfte, als demnächst in
Gegenwart der Deutschen Bundestruppen und heute in Gegenwart der Auctoritäten
der beiden Deutschen Grossmächfe, als sie damals wie heute das Recht, die Bil
dung, die göttliche Fügung selbst anrufen durfte als Zeugen, dass die Zeit der
Rettung gekommen sei. Sie hat es ausgesprochen, als sie wenige Tage vor dem
Schluss des Jahrs unter der noch fortdauernden Herrschaft der Dänischen Bajonnette
in unserer Stadt eine Gesandtschaft an den Herzog nach Gotha abordnete, um ihm
die Huldigung der Universität, die Anerkennung seines Rechts, welches unser Recht
ist, darzubringen, und als sie einen Monat später durch eine Gesandtschaft an den
König von Preussen die Anerkennung des Herzogs als des rechtmässigen Landesherrn
erbat. Sie hat es ausgesprochen an jenem Jubeltage der Ankunft des Herzogs, dessen
kühner Entschluss, sein Geschick mit dem unsrigen zu Einem zu machen, die Ur-
bedingung der grossen Ereignisse geworden, welche bis auf diesen Tag in schneller
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