vornämlich auf einer falschen Deutung der Erzählung bei Josephus Ant. 13, 3. 4., aus
welcher durchaus nicht erhellt, dass „die ägyptischen, namentlich alexandrinischen
Juden grösstentheils gegen den ägyptischen Tempel hatten, dass er nicht auf
Moria, die Samariter Aegyptens, dass er nicht auf Garizim stand,“ für welche Be
hauptung von Delitzsch wie Lünemann auf Jost, allgem. Gesch. des israel. Volks
Bd. 1. S. 515 ff. verwiesen wird, während dieser jüdische Schriftsteller selber später
in s. Gesch. des Judenthums und seiner Secten Abth. 1. S. 116 ff. vgl. S. 72 ff.
schon besonnener urtheilt. Josephus berichtet a. a. 0. über“ einen Streit, welcher
in Gegenwart des Aegypterkönigs in Alexandrien zwischen den dortigen Juden und
Samaritanern darüber geführt sein soll, ob das Heiligthum in Jerusalem oder das
auf dem Garizim nach den Gesetzen Moses erbaut ward, und in welchem nach dem
jüdischen Geschichtschreiber die Juden, nach samaritanischen Quellen die Samaritaner
nach des Königs Urtheil gesiegt haben sollen. Hält man hier nun auch die Angaben
des natürlich für den Tempel in Jerusalem eingenommenen Josephus in allen ihren
Einzelnheiten aufrecht, so ist in ihnen doch auch kein Wort darüber gesagt, dass die
Juden Alexandriens den Tempel in Leontopolis missachtet hätten, sondern dies
wird etwa daraus, dass sie die Gesetzmässigkeit des Heiligthums in Jerusalem
gegenüber den Samaritanern vertheidigen und jenes als StuaYnxcTcirov tmv kutdc ty\v
cmov)j.hr]v bezeichnen, aber ganz mit Unrecht, erschlossen. In einem Streite, in wel
chem es sich nicht um den eigenen ägyptischen Tempel, sondern nur um die Tempel
im heiligen Lande handelte, konnten sich die ägyptischen Juden nur unbedingt
für den Tempel in Jerusalem und gegen die Ansprüche der Samaritaner aussprechen.
Dies erhellt schon aus der Uebersetzung der betreffenden Stellen in der bei ihnen
gültigen LXX; auch hätten sie sonst alle Familientraditionen des Onias, des Erbauers
des ägyptischen Tempels, welcher durch seine Geburt eben zum Hohepriesterthum
am Tempel zu Jerusalem berechtigt gewesen war, von sich weisen müssen. Dabei
war es ganz in der Ordnung, obwohl es in jener Stelle des Josephus nur nebenbei
angedeutet ist, dass sie dem jerusalemischen Heiligthum in manchem Betracht eine
noch höhere Heiligkeit als ihrem eigenen, namentlich eine höhere örtliche Heiligkeit
beilegten. Auch die ägyptischen Juden betrachteten, wie sich von selbst versteht
und durch die LXX und viele andere Dinge bezeugt wird, Palästina fortwährend als
das heilige Land und ein Tempel in diesem musste heiliger sein als ein Tempel in der
Diaspora (vgl. das über die örtliche Heiligkeit S. 37 Not. 1. Bemerkte). In dem Sinne
eines von Palästina als seiner eigentlichen Heimath Versprengten nennt auch Philo
(Ant. 13, 3. 1.) sondern findet dies Schriftwort selber, obwohl er an den Motiven des Onias Manches
zu tadeln hat, durch jenen Bau (bell. Jud. 7, 10. 3.) erfüllt; ebenso der Talmud, vgl. Cassel, de
tempi. Oniae Heliopolitano (1730) abgedruckt in Schlaegeri dissert, rar. de antiquitt. n sacris et pro-
fanis, S. 31 ff.