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Bevölkerung zu Aegypten und namentlich Alexandrien in fortwährender engster
Verbindung stand. Diese Vermuthung wird dann auch durch die kirchliche Tradition
bestätigt, welche nicht nur seinen Missionsgehülfen und Vetter Markus in Alexandrien
auftreten und dann sich dauernd als Bischof nieder lassen, sondern auch den Barnabas
selber dort wirken lässt. Die Thätigkeit des Barnabas in Alexandrien ist namentlich
in dem alten apokryphischen Briefe des Barnabas (vgl. erste Hälfte S. 43.) bezeugt,
welcher unstreitig an alexandrinische Leser gerichtet ist und dessen Verfasser, der
vermeintliche Barnabas, c. 1 und c. 4 ausdrücklich als unus ex vobis bezeichnet
wird und wo es c. 14 heisst: el <jg rls sanv ctyc&Sov /xvs'ia, ixv^/aovsiists /xov x,. r. X«
(letzteres vielleicht eine Anspielung auf Hebr. 13, 7.). Der Aufenthalt des Barnabas
in Alexandrien wird auch hom. Clement. 1, 9. lö. 16. Theod. Lector, h. e. 2. p. 557.
ed. Vales, und sonst behauptet 1 ). Nicht, so sicher ist die Anwesenheit des Barnabas
in Italien, welche (vgl. S. 12) nach Hebr. 13, 24. anzunehmen ist, anderweitig bezeugt.
Aber dass der Heidenbote Barnabas um die Abfassungszeit unsers Briefs in Italien
gewesen ist, hat nicht das Mindeste gegen sich. Auch die kirchliche Tradition ge
denkt nicht nur der Anwesenheit seines Missionsgehülfen Markus in Rom und Italien,
sondern auch der des Barnabas, z. B. Recognit. 1, 7. 11. Theod. Lector, a. a. 0.,
vgl. Winer a. a. 0.
Endlich spricht auch die Einrichtung des Tempels und des Tempelcultus, wie
sie in unserm Briefe namentlich 9, 1. ff. 7, 27. 10, 11. beschrieben wird, für alexan
drinische Leser. Die Ausführung in meiner Chronol. des apost. Zeitalt. S. 498 ff.,
dass an diesen Stellen der ägyptische Tempel in Leontopolis gemeint sein müsse,
ist eingehender leider nur von Delitzsch Abhandl. S. 279. ff. und Lünemann Progr.
S. 10 ff. Comment. S. 27 ff. gewürdigt' worden, aber meines Erachtens auch hier in
einer Weise, dass der angeregte schwierige Gegenstand wenig hat gewinnen können.
Insbesondere würde es mir sehr erwünscht gewesen sein, wenn Herr Dr. Delitzsch
aus dem reichen Schatze seiner talmudischen Gelehrsamkeit die talmudischen Stellen
sorgfältiger hätte beleuchten wollen, während er in dieser Beziehung nur Bekanntes
beibringt. Beide Gelehrte gehen übrigens von einer erweislich falschen Ansicht über
Hebr. 9, 1. ff. aus; Delitzsch verbindet ausserdem damit künstliche und unhaltbare
Annahmen über die Stellung und den Ort der v. 3 u. 4. erwähnten TempeigerätKe,
Lünemann aber scheut sich nicht, im Interesse seiner Annahme dem Verfasser unsers
Briefs eine Unkunde und schriftstellerische Fahrlässigkeit der unglaublichsten Art
beizulegen (vgl. über das Alles S. 33 ft.), so dass ihre Widerlegung meiner Ansicht
schwerlich gelungen sein kann, vielmehr wirkliche Textesschwierigkeiten vorliegen,
welche auf andere Weise gelöst sein wollen. Sollte sich aber auch sonst nicht
sicher nachweisen lassen, dass 9, 1 ff. nur der Tempel von Leontopolis gemeint sein
*) Vgl. Winer, bibl. Realwörterb. u. Barnabas.