Beilage 2 zu Anlage I.
REDE
gehalten
bei der Eröffnung der neuen Kunsthalle zu Kiel
den 31. Juli 1857
von
P. W. Forchhammer
Mitglied des Directoriums des Kunstvereins.
Der Rede .Anfang sei heute nach Pindar’s Wort, aus Olympischem Festgesang:
Lasst Säulen uns aufrichten, stattliche, unter die wohlgefügte Halle, als bauend ein
sehenswerthes Haus; heiter leuchte anfangenden Werkes Antlitz; ist aber kunstliebend
ein Volk, für Schönes opferbereit, und bauend am eigenen Heil ohne Neid, welchem
Lob’ entginge dieses, reich an biederem Sinn und Bürgertugend.
Hochgeehrte Versammlung. Das Wort aus Hellas möge Sie stimmen, mit
günstiger und freundlicher Gesinnung und mit edlem Vertrauen zu dem guten Werk,
dessen Anfang wir feiern, die Rede aufzunehmen. — Vor zwanzig Monden war von
dem, was wir jetzt vollendet sehen, von den Räumen, die Sie sogleich betreten
werden, nichts, nicht einmal der Gedanke daran. Der Gedanke kam — wem nicht?
von selbst, nach innerer Nothwendigkeit, wir können sagen, ohne jemandes Zu
thun : er kam, wuchs und entwickelte sich aus sich selber, durch sich selber, und da
er ein korrecter Gedanke war von Anfang, so hat er sich auch korrect weiter aus
gebildet und verwirklicht, hat alle Hemmungen und Schwierigkeiten mit Leichtigkeit
überwunden, und dadurch auch denen, welchen er sich zur Ausführung anvertraut
hatte, Mühe und Sorge in Freude verwandelt.
Wir alle, die wir hier sind, wissen es, dass es uns, dem Kunstverein, an allem
fehlte, was zu einem Bau, grossen oder kleinen, «othwendig ist. Ohne Grund und
Boden, worauf zu bauen, und ohne einem verfügbaren Heller wurde das Unternehmen
begonnen. Selbst das Anerbieten eines nicht unbedeutenden Materials gegen verzins
liche Schuld wurde in Folge unvermeidlicher Verzögerung einer Formbedingung