nordischen Quellen für die Bearbeitung des heutigen Rechtszustandes auf das rechte Mass zurück
zuführen. — An seine Stelle ist auf den Antrag der Facultät der ordentliche Professor zu Rostock,
Dr. Paul Roth berufen worden, welcher zu Ostern d. J. seine Wirksamkeit an unsrer Universität
beginnen wird. '— Die fünfte ordentliche Professur der juristischen Facultät, nominell für das
Schleswig’sehe Recht ^bestimmt, war “und ist unbesetzt. — Dagegen hat die Facultät an jüngern
Kräften, die sich der academischen Laufbahn widmen wollen, mehrfach Zuwachs erhalten. Der Dr.
Vöge hat seit Michaelis 1856 Vorträge über Deutsches Staatsrecht und Deutsches wie Holsteinisches,
neuerdings auch Schleswig’sches Privatrecht, der Dr. Burchardi seit Ostern 1857 über Römisches
Recht angekündigt.
Die medizinische Facultät ist durch Ernennung zweier ordentlicher Professoren vervollständigt.
Der bisher ausserordentliche Professor Panum ist am 2(5. Juni 1857 zum ordentlichen Professor
der Physiologie, und der bisherige Privatdozent Esmarch am 7. October 1857 zum ordentlichen
Professor der Chirurgie und Augenheilkunde ernannt. — Aus dem Kreise ihrer Privatdozenten
verlor die Facultät durch den Tod den Physicus Dr. Valentiner, dessen Verdienste als Arzt und
Leiter der Seebadeanstalt, dessen aufopfernde Vaterlandsliebe, dessen Liebenswürdigkeit und Zuver
lässigkeit als Freund und College ihm ein bleibendes Andenken unter uns sichern. — Neu eingetreten
ist dagegen der Dr. v. Thaden, der seit Ostern 1857 Vorträge über chirurgische Gegenstände
angekündigt hat.
In der philosophischen Facultät sind die ordentlichen Lehrstühle der Geschichte, deren früher
zwei bestanden, der Mathematik, der allgemeinen Naturgeschichte, der orientalischen Sprachen in
beiden Jahren unbesetzt geblieben: ein Uebelstand, dessen Nachtheile, wenngleich dem Bediirf hiss des
Unterrichts durch die Hülfe der ausserordentlichen Professoren genügt wird, dennoch bei allen Ge
schäften des Consistorium wie der eigentlichen Facultät empfindlich hervortreten. — Als Privat
dozenten haben sich habilitirt Michaelis 1857 der Dr. Matt hi es sen für Mathemathik und Physik,
im Laufe dieses Winters die Doctoren Alberti und Hennings für Philologie. Auch ist der
Göttinger Dr. Osterley im Laufe dieses Winters nonstrifizirt und beabsichtigt die seit langer Zeit
unterbliebenen Vorträge über Musik aufzunehmen.
Dagegen ist leider der Leiter der französischen Sprache Schwob-Dolle Michaelis 185(5
einem Rufe an das Gymnasium zu Gotha gefolgt; über die im Herbst v. J. gemachten Vorschläge
zur Wiederbesetzung des Lectorats ist eine Entscheidung noch nicht cingegangcn. — Der acade-
rnische Tanzmeister v. Wobcser-Rosenhain ist Ende October 1857 gestorben; eine Wieder
besetzung der erledigten Stelle wird indess bei dem mangelnden Bedürfniss nicht beabsichtigt.
Die Zahl der Studircndcn in den 4 Semestern betrug: 141, 150, 142, 122, wovon die Durch
schnittzahl 189 der Durchschnittszahl der hiesigen Studircndcn seit 1848 genau entspricht. Man
hört nicht selten, selbst von befreundeter Seite, dass die seit 1848 so geringe Zahl der Studircndcn
ein sicheres Zeichen des Verfalls unserer Universität sei, indem die mangelhafte Beschaffenheit der
selben ihre Anziehungskraft auf die jungen Leute verloren habe. Dieser Schluss möchte indess ein
voreiliger sein. Zunächst zeigt eine Vergleichung der früheren Jahre, dass seit Sommer 1832, wo
die Frequenz bis auf 321 stieg, die Zahl stetig abgenommen hat, und Sommer 1847 bereits bis auf
187 gesunken war. Die Abnahme trifft alle Facultätcn, wenn auch nicht in gleichem Masse: Die
Zahl der Theologen war von der höchsten Zahl, die überhaupt erreicht ist, von 121 bis auf 49, die
der Juristen von 10G bis auf 80, die der Mediziner von (52 bis auf 37, die der Philosophen von 32
bis auf 21 gesunken. Auch rücksichtlich des Vaterlandes der Studircndcn ist die Abnahme eine
gleichmässige. Von 137 Schlcswigcrn waren nur noch 75, von 152 Ilolstcincin noch 92, von 2(5
Ausländern noch 16 anwesend, während Lauenburg 7 statt (> gestellt hatte. Diese Stetigkeit und